In Kairo verstorbener Italiener schwer gefoltert

Vor der italienischen Botschaft in Kairo bekunden Menschen ihre Solidarität mit dem ermordeten Giuilo Regeni.
Vor der italienischen Botschaft in Kairo bekunden Menschen ihre Solidarität mit dem ermordeten Giuilo Regeni.(c) APA/AFP/MOHAMED EL-SHAHED
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Der 29-jährige Student stand in Kontakt mit ägyptischen Menschenrechtsaktivisten. Italiens Außenminister verschärft den Druck auf Ägypten und will Klarheit.

Die Spannungen zwischen Italien und Ägypten wegen des gewaltsamen Todes des italienischen Wirtschaftsstudenten Giulio Regeni spitzen sich zu. Die in Rom durchgeführte Obduktion der Leiche des 29-Jährigen aus Fiumicello bei Udine ergaben, dass Regeni vor seinem Tod schwer gefoltert worden sei. Er starb an einer Fraktur der Halswirbel in Folge eines schweren Schlags.

Der Mann sei verprügelt und mit Messerstichen gefoltert worden, ergab die Obduktion laut italienischen Medien vom Sonntag. Regeni habe einen langsamen, qualvollen Tod erlitten. Damit wurde die Behauptung der ägyptischen Staatsanwaltschaft dementiert, Regeni könnte Opfer eines Autounfalls gewesen sein. Die Täter hatten die Leiche nahe der Ringautobahn am Rand der Wüste in einen Graben geworfen.

Von der Staatssicherheit verhaftet?

Italienische Medien vermuten, dass Regeni, der an der britischen Universität Cambridge über die Rolle der Gewerkschaften in Ägypten nach 2011 promoviert hatte, wegen seiner Kontakte zu Menschenrechtsaktivisten und Oppositionsbewegungen in Kairo ins Visier ägyptischer Sicherheitskräfte geraten sein könnte. Am Tag seines Verschwindens am 25. Jänner war die Stadt voller Polizei und Agenten der Staatssicherheit, die Proteste verhindern sollten. Italienische Medien vermuten, dass der Italiener an diesem Tag von der Staatssicherheit verhaftet, gefoltert und getötet worden sei.

Regeni war seit September als Gastwissenschafter an der Amerikanischen Universität Kairo (AUC) für seine Doktorarbeit in Kairo, um seine Arabischkenntnisse zu vertiefen. Der 28-Jährige hatte unter einem Pseudonym Berichte über die Lage in Ägypten für die linke italienische Tageszeitung "Il Manifesto" veröffentlicht.

Italien fordert "Entschlossenheit"

Die italienischen Behörden klagen über mangelnde Kooperationsbereitschaft von ägyptischer Seite zur Klärung des Falls. Italienische Ermittler in Kairo hätten kaum Unterstützung von lokalen Kollegen erhalten. "Wir sind noch weit von der Wahrheit entfernt. Wir erwarten uns von den ägyptischen Behörden Transparenz und Entschlossenheit bei den Ermittlungen", klagte der italienische Außenminister Paolo Gentiloni.

Eine Demonstration von Menschenrechtsaktivisten fand am Samstag vor der italienischen Botschaft in Kairo statt. "Wahrheit über Giulios Mord", war auf Transparenten zu lesen. Eine ähnliche Kundgebung fand vor der ägyptischen Botschaft in Rom statt. Angehörige und Freunde des Wirtschaftsstudenten beteiligen sich am Sonntagabend in seinem Heimatort Fiumicello an einem Fackelzug.

(APA)

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