Flucht aus Aleppo: 50.000 Syrer an Grenze zu Türkei gestrandet

Viele Menschen flüchten aus Aleppo an die syrisch-türkische Grenze.
Viele Menschen flüchten aus Aleppo an die syrisch-türkische Grenze.(c) APA/AFP/BULENT KILIC
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Flüchtlinge sitzen in Syrien fest. Erdogan will die Menschen zwar ins Land lassen. Notfalls. Noch ist die Grenze aber dicht.

Immer mehr Flüchtlinge sammeln sich an der syrisch-türkischen Grenze. Nach Angaben der regierungsnahen Hilfsorganisation IHH harren bereits 50.000 Menschen nahe der nordsyrischen Stadt Asas in der Provinz Aleppo aus. Der Gouverneur der türkischen Grenzregion Kilis hatte zuvor von 35.000 Menschen gesprochen. Der türkische Grenzübergang Öncüpinar blieb aber auch am Sonntag dicht, wie ein Sprecher des Gouverneursamts von Kilis einer Presse-Agentur am Telefon bestätigte.

Seit Tagen fliehen Syrer vor einer Regierungsoffensive und russischen Bombenangriffen aus der umkämpften syrischen Provinz Aleppo zur Grenze. Der Belagerungsring um die Rebellengebiete in der einst größten Stadt Syriens zieht sich immer enger. Ungeachtet internationaler Proteste treiben das syrische Regime und der Verbündete Russland ihre Militäroffensive im Kampf um die Millionenstadt Aleppo voran. Die Luftangriffe hätten sich am Sonntag auf mehrere Dörfer entlang der Straße zur türkischen Grenze konzentriert, berichtete die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Türkei errichtet Flüchtlingslager in Syrien

Die Türkei will syrische Flüchtlinge aus dem Umkreis Aleppos wenn möglich in Syrien versorgen. Mit Lastwagen und Ambulanzen brachten türkische Helfer am Sonntag Lebensmittel und Medikamente über die Grenze und bauten auf syrischer Seite neue Unterkünfte auf. "Wir verstärken unsere Anstrengungen in Syrien, um die Menschen unterzubringen, ihnen mit Lebensmitteln zu helfen und sie medizinisch zu versorgen", sagte ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation IHH der Nachrichtenagentur Reuters. "Wir errichten gerade ein weiteres Lager."

Recep Tayyip Erdogan hat nicht ausgeschlossen, die Syrer auch in die Türkei zu lassen. Im Notfall. Die syrische Führung habe "einen Teil von Aleppo blockiert", sagte der türkische Präsident am Samstagabend. Wenn die dadurch vertriebenen Zivilisten "vor unseren Türen stehen und keine andere Wahl haben, müssen und werden wir unsere Brüder hereinlassen", fuhr er fort. Auch Vize-Premier Numan Kurtulmus stellte eine Grenzöffnung in Aussicht: "Wir sind nicht in der Position, ihnen zu sagen, dass sie nicht kommen sollen. Wenn wir das täten, würden wir sie dem Tod überlassen."

In Notfällen würde die Grenze auch schon jetzt geöffnet. So seien etwa am Freitag sieben Verletzte durchgelassen worden und am Samstag ein weiterer Verwundeter, damit sie in der Türkei behandelt werden könnten, sagte ein Regierungsprecher. In der Türkei leben bereits über zwei Millionen syrische Bürgerkriegsflüchtlinge.

Zehntausende in Griechenland angekommen

Der Flüchtlingszustrom nach Griechenland schwillt unterdessen weiter an. Mehr als 68.000 Menschen setzten seit Jahresbeginn von der türkischen Ägäisküste zu den griechischen Inseln über, teilte das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) am Sonntag mit.

Allein in den ersten sechs Februartagen kamen demnach 7521 Migranten nach Griechenland, im ganzen Februar 2015 waren es 2873. Mindestens 366 Menschen überlebten die Überfahrt nicht oder werden vermisst. Fast alle Migranten versuchen, von Griechenland aus auf der sogenannten Balkanroute weiter Richtung Österreich und Deutschland zu gelangen.

Griechenland will 2000 Grenzschutzbeamte

Zur Absicherung der EU-Außengrenze hat der griechische Außenminister Nikos Kotzias die Entsendung von 2000 Beamten der Grenzschutzagentur Frontex gefordert. "Wir haben die EU aufgefordert, uns 2000 Beamte der Grenzschutzagentur Frontex und 100 Boote zu schicken", sagte Kotzias der "Rheinischen Post" (Montagausgabe). "Es kamen bisher nur 800 Beamte."

(APA/AFP)

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