UN warnen: Beispiellose Hungersnot im Südsudan

Die Menschen warten auf Lebensmittellieferungen.
Die Menschen warten auf Lebensmittellieferungen.APA/AFP/ALBERT GONZALEZ FARRAN
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40.000 Menschen fliehen vor dem Hungerstod. Auch in der Krisenregion Darfur im benachbarten Sudan sind Zehntausende wegen des Bürgerkriegs auf der Flucht.

Im Krisenstaat Südsudan nimmt zu Beginn der Trockenzeit eine Hungersnot ein noch nie dagewesenes Ausmaß an. Rund 2,8 Millionen Menschen - etwa ein Viertel der gesamten Bevölkerung - benötigen dringend Nahrungsmittelhilfe, erklärten die Vereinten Nationen. Mindestens 40.000 Menschen seien akut vom Hungertod bedroht.

Besonders betroffen seien Binnenflüchtlinge in der umkämpften Provinz Unity State im Norden des Landes, wie das Welternährungsprogramm (WFP), das UN-Kinderhilfswerk Unicef und die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) mitteilten. Viele Vertriebene dort ernährten sich bislang von Fischen und Wasserlilien, doch "wegen des sinkenden Wasserpegels verlieren sie ihre letzten Nahrungsquellen", warnten die UN-Organisationen. Aufgrund der prekären Sicherheitslage im Land sei es schwierig, manche der betroffenen Gegenden zu versorgen, erklärte Unicef-Sprecher Jonathan Veitch.

Der erst 2011 unabhängig gewordene Südsudan wird seit Ende 2013 von einem Bürgerkrieg erschüttert. Ausgelöst wurden die Kämpfe durch die Rivalität zwischen Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter, dem späteren Rebellenführer Riek Machar. Mehr als 2,3 Millionen Menschen sind wegen der Gewalt auf der Flucht.

Darfur: Meiste Binnenflüchtlinge seit zehn Jahren

Auch im Nachbarstaat Sudan sind tausende Menschen auf der Flucht - nicht primär vor dem Hungertod sondern vor den Wirren des Bürgerkriegs. In der Krisenregion Darfur sind seit Mitte Jänner mindestens 38.000 Menschen vor heftigen Kämpfen geflohen. Dies sei die höchste Zahl Binnenflüchtlinge infolge neuer Kampfhandlungen seit einem Jahrzehnt, sagte am Montag eine Sprecherin der Vereinten Nationen in Khartum, Samantha Newport. Rund 90 Prozent sind demnach Frauen und Kinder.

Die meisten von ihnen hätten nahe des UN-Militärstützpunkts bei Sortony im Norden Darfurs Zuflucht gesucht. Die UNO befürchten, dass südlich der abgeschiedenen Bergregion Jebel Marra, wo die jüngsten Kämpfe stattfanden, bis zu 50.000 weitere Menschen auf der Flucht sind.

In Jebel Marra kommt es nach UNO-Angaben seit Wochen zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der Sudanesischen Befreiungsarmee (SLA) und Regierungstruppen. In Darfur kämpfen Rebellen seit 2003 gegen die Regierung, der sie die Unterdrückung der nicht-arabischen Bevölkerung vorwerfen. Dem Konflikt sollen bereits 300.000 Menschen zum Opfer gefallen sein. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag hat wegen der Kämpfe in Darfur Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar Hassan al-Baschir erlassen. Ihm werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen.

(APA/dpa)

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