Für Präsidentenlimousine: Ägypter kritisieren gigantischen roten Teppich

Ägyptens Präsident al-Sisi
Ägyptens Präsident al-SisiAPA/AFP/EGYPTIAN PRESIDENCY/STRI
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Vier Kilometer fuhr Präsident al-Sisi in seiner Limousine über den knallroten gewebten Straßenbelag - und kündigt nachher Sparmaßnahmen an.

Normalerweise ist er für Ballgäste, Stars oder Staatschefs vorbehalten, der rote Teppich. Doch Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi wollte es noch pompöser: Auf dem Weg zu einem Bauprojekt in einem Kairoer Vorort fuhren der Präsident und andere Beamte mit ihren schwarz glänzenden Autos über einen rund vier Kilometer langen Straßenbelag aus gewebtem Stoff - und erneten dafür Kritik von Massenmedien und aus dem Internet.

Nach seinem pompösen Auftritt kündigte al-Sisi Kürzungen bei Elektrizitäts- und Wassersubventionen an, die das Land Ägyptens ärmsten Bürgern zur Verfügung stellt. "Ein Kubikmeter Wasser, das euch erreicht, kostet mich so viel. Und ihr bekommt es für so viel. Der Staat kann auf diese Weise nicht weiter machen", erklärte er in der "Stadt des 6. Oktober", die nach dem Tag benannt ist, als Ägypten 1973 einen Überraschungsangriff gegen Israel startete. Der autoritäter Präsident ersuchte seine Landsmänner auch, sich über die Sparmaßnahmen nicht zu beklagen.

Eine Lokalzeitung widmete dem Vorfall am Montag gar ihre Titelseite. "Wie kann der Präsident von uns verlangen, unsere Gürtel enger zu schnallen, während der vier Kilometer lange Teppich etwas anderes sagt", hieß es in der Zeitung Al-Maqal. Das Blatt, dessen Chefredakteur einer der bekanntesten TV-Kommentatoren im ägyptischen Fernsehen ist, sprach wohl vielen Ägyptern aus der Seele. Auch auf der Kurznachrichtenplattform Twitter herrschte der Tenor: Wir müssen sparen, während der Präsident in Extravaganzen schwillt.

In einer Karikatur des Online-Portals "Mada Masr" war ein Mensch unter dem roten Teppich abgebildet, der nur noch wenige Wörter hervorbrachte, bevor ihn die Reifen einer schweren Limousine überrolten: "Wenigstens sind wir nicht wie Syrien und krkrkrkrkrkrkr.........."

Militär rechtfertigt Teppich

Knapp zweieinhalb Jahre nach dem Putsch des Militärs an dem islamistischen Muslimbruder Mohammed Mursi hat Ägyptens Bevölkerung wenig zu lachen - al-Sisi löste den legitim gewählten Mursi im August 2014 ab: Die Wirtschaft liegt am Boden, die Korruption grassiert weiter, Folter bleibt ein Mittel der Behörden, freie Meinungsäußerung wird unterdrückt. Zudem machen dem Land und vor allem dem Tourismus ein massives Terrorproblem zu schaffen.

Anders als üblich äußerte sich das Militär zur Kritik am Präsidenten. Der Teppich sei nicht unter der al-Sisi-Administration erworben worden, sagte Brigadegeneral Ehab el-Ahwagy in mehreren Talkshows Sonntagabend. Der Teppich sei nur aus dünnem Stoff gewebt und werde schon seit drei Jahren für ähnliche Anlässe verwendet, betonte er.

"Der Teppich bestätigt den ägyptischen Bürgern, dass unsere Leute, unser Land und unser Militär immer fähig sein werden, alles in angemessener Weise zu organisieren", sagte der General. Er habe zur "Verschönerung der Umgebung gedient". Denn schließlich werde das Ereignis in der ganzen Welt ausgestrahlt.

(maka)

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