US-Vorwahlen: Trump und Sanders triumphieren

Donald Trump triumphiert in New Hampshire.
Donald Trump triumphiert in New Hampshire.(c) Reuters (Jim Bourg)
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Hillary Clinton kassiert in New Hampshire die erwartete Niederlage, John Kasich wird bei den Republikanern überraschend Zweiter, und Chris Christie steht vor dem Ende seiner Kampagne.

Die Meinungsforscher haben das Ergebnis der Vorwahlen in New Hampshire heuer ziemlich gut prognostiziert: Bernie Sanders und Donald Trump haben erwartungsgemäß mit klaren Mehrheiten gewonnen.

Sanders, der sich selbst als Sozialist bezeichnende Senator aus dem benachbarten US-Teilstaat Vermont, schlug im Rennen der Demokraten die frühere Außenministerin Hillary Clinton mit 60 zu 39 Prozent.

Der Baumilliardär Trump erzielte bei den Republikanern 35 Prozent und lag damit klar vor John Kasich, dem Gouverneur von Ohio, der 16 Prozent der Stimmen erhielt. Dahinter folgten, mit jeweils rund elf Prozent und nur durch knapp 2000 Stimmen getrennt, der Reihe nach Ted Cruz (Senator aus Texas), Jeb Bush (Ex-Gouverneur von Florida) und Marco Rubio (Senator aus Florida).

Clinton gewann nur bei Reichen und Alten

Clintons Niederlage hatte sich abgezeichnet, allerdings hatte sie bis zuletzt gehofft, dass sie nur im einstelligen Prozentpunktebereich liegen würde. Eine "New York Times"-Analyse der Befragung von Wählern nach der Stimmabgabe brachte zu Tage, dass Sanders nur in zwei demografischen Gruppen gegen Clinton verlor: bei jenen, die ein Jahreseinkommen über 200.000 Dollar erzielen, und bei den Über-65-Jährigen. Sogar bei den Frauen lag Sanders um elf Prozentpunkte vor Clinton.

Hillary Clinton gibt sich nach Niederlage kämpferisch.
Hillary Clinton gibt sich nach Niederlage kämpferisch.(c) Reuters (Adrees Latif)

"Die Menschen haben volles Recht, verärgert zu sein", spielte Clinton auf die Welle der Empörung über Amerikas Wirtschaftssystem und Politikfinanzierung an, die Sanders' Anhänger vorantreibt. "Aber sie sind auch hungrig - hungrig nach Lösungen. Ich verspreche folgendes: Ich werde härter als jeder andere arbeiten, um jenen Wandel herbeizuführen, der Eure Leben besser macht."

Clinton positionierte sich einmal mehr als Bewahrerin des politischen Erbes von Präsident Barack Obama, dessen Außenministerin sie war: "Wir haben gelernt, dass es nicht zählt, ob man niedergeschlagen wird, sondern ob man wieder aufsteht. Also helft mir, auf dem Fortschritt aufzubauen,den wir unter Präsident Obama gemacht haben."

New Hampshire war perfekt für Sanders

Bernie Sanders' wiederholte in seiner Siegesrede den Aufruf an seine Anhänger, eine "politische Revolution" zu starten. "Gemeinsam haben wir eine Botschaft abgeschickt, deren Echo man an der Wall Street und in Washington, von Maine bis Kalifornien hören wird", sagte der 74-jährige Senator. "Und sie lautet, dass die Regierung unseres großen Landes allen Menschen gehört, nicht nur einer Handvoll reicher Kampagnenspender."

Sieg für den demokratischen Kandidaten Bernie Sanders.
Sieg für den demokratischen Kandidaten Bernie Sanders.(c) Bloomberg (Andrew Harrer)

Der 1,3-Millionen-Einwohnerstaat New Hampshire war für Sanders' Kampagne mit ihren Forderungen nach Abschaffung aller Studiengebühren und einer staatlichen Krankenversicherung nach europäischem Vorbild perfekt. In keinem anderen US-Staat sind die Studienkosten an öffentlichen Hochschulen so hoch, gleichzeitig sind die demokratischen Wähler hier im Vergleich zum Rest des Landes besonders linksliberal.

Sanders' unverblümtes Auftreten zog, gemeinsam mit dem Umstand, dass er nie in seiner politischen Karriere Regierungsverantwortung getragen hat und somit nie Kompromisse schließen und seine Prinzipien relativieren musste, bei den Wählern stark: 91 Prozent derer, für die Ehrlichkeit das wichtigste Attribut eines Kandidaten ist, wählten ihn. Vor der nächsten demokratischen Vorwahl am 20. Februar in Nevada legt Clinton nun verstärkt darauf, sich an Mütter, die Opfer polizeilicher Gewalt und schwarze Wähler zu wenden.

Trump "der Beste, den Gott jemals schuf"

Donald Trump kostete den Sieg nach seinem enttäuschenden Abschneiden bei der ersten Vorwahl in Iowa, wo er nur zweiter hinter Ted Cruz wurde, in vollen Zügen aus. "Ich werde der großartigste Arbeitsplatz-Präsident sein, den Gott jemals schuf", erklärte er und führte einmal mehr aus, dass die Arbeitslosenrate "wahrscheinlich 28, 29, bis zu 35 Prozent beträgt. Ich habe neulich sogar 42 Prozent gehört." Tatsächlich beträgt die Arbeitslosenrate in den USA derzeit 4,9 Prozent; Trumps Zahlen liegen höher als die Massenarbeitslosigkeit während der Großen Depression der 1930er-Jahre.

Überraschender Zweiter: John Kasich.
Überraschender Zweiter: John Kasich.(c) AFP (Dominick Reuter)

Kasich erntete hinter ihm mit knapp halb so vielen Stimmen den Lohn für seine fleißige Kampagne, die er im Gegensatz zu fast allen seiner parteiinternen Konkurrenten mit einer Botschaft der Zuversicht bestritt; bis zum Wahltag hatte er 105 Treffen mit Wählern absolviert. "Heute Nacht hat das Licht die Finsternis der Negativkampagne übertrumpft", sagte er.

Republikanisches Gemetzel in South Carolina

Ob sich Kasichs Hoffnung erfüllt, ist zu bezweifeln. Denn im Ringen darum, den Platz als klassische republikanische Alternative zum schrillen Quereinsteiger Trump zu ergattern, legt nun vor allem die Bush-Kampagne harte Bandagen an. Denn bei der nächsten republikanischen Vorwahl am 20. Februar in South Carolina wird es darum gehen, das Feld der Kandidaten so weit zu verringern, dass sich ein Hauptherausforderer für Trump herausmendelt.

Einer der Kandidaten aus dieser Riege, der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, dürfte demnächst ausscheiden. Obwohl er sich stark auf New Hampshire konzentriert hatte, landete er nur auf dem sechsten Platz. Er sagte vorläufig alle Wahltermine in South Carolina ab und kehrte nach New Jersey zurück, um "tief durchzuatmen" und das Wahlergebnis zu überdenken, wie er am Dienstagabend erklärte.

Chris Christie steht vor dem Ende seiner Präsidenten-Ambitionen.
Chris Christie steht vor dem Ende seiner Präsidenten-Ambitionen.(c) Reuters (Gretchen Ertl)

Ebenfalls am Wahlabend sickerte ein Memo aus Bushs Wahlkampftross an das Nachrichtenmagazin "Politico", in dem sowohl Kasich als auch Marco Rubio scharf aufs Korn genommen werden. "Gouverneur Kasich hat wenig bis keine Chance in South Carolina, und er hat keine wettbewerbstaugliche landesweite Organisation", steht in diesem Papier zu lesen. Auch Rubio, der nach seinem überraschenden dritten Platz in Iowa von vielen als republikanischer Konsenskandidat gehandelt wurde, allerdings bei der letzten Fernsehdebatte der Kandidaten eine sehr schlechte Figur machte, bekommt von Bushs Strategen gehörig Fett ab: "Senator Rubio hat an Schwung verloren und ist als für die Präsidentschaft komplett unvorbereit entblößt worden. Er hat deutlich gezeigt, dass er für den Nominierungsprozess keinen Respekt hat und erwartet, dass diese eine Krönung ist."

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