Der syrische Präsident gibt sich in einem Interview selbstbewusst. Und er will weiter den "Terrorismus" in Syrien bekämpfen.
Der syrische Präsident Bashar al-Assad ist nach eigenen Worten zur Rückeroberung ganz Syriens entschlossen. Die Kämpfe gegen die Rebellen könnten jedoch "lange" dauern, sagte Assad der Nachrichtenagentur AFP in einem bereits am Donnerstag geführten Interview. Er erklärte sich zugleich aber zu Verhandlungen über eine Beendigung des Bürgerkriegs in seinem Land bereit. "Es ist nicht logisch zu sagen, dass es einen Teil unseres Landes gibt, auf den wir verzichten", sagte Assad in dem Exklusivgespräch. Auf die Frage, ob er an einen Erfolg seiner Truppen bei der Rückeroberung des Landes glaube, sagte Assad, es handle sich dabei um "ein Ziel, das wir ohne zu zögern erreichen wollen".
Nach schwierigen Verhandlungen hatte sich die internationale Syrien-Kontaktgruppe am Freitag in München auf eine Feuerpause in einer Woche geeinigt. Der Kampf gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) soll jedoch fortgesetzt werden. Außerdem wurde vereinbart, dass die Bevölkerung in umkämpften Gebieten umgehend humanitäre Hilfe erhalten soll. Assad erklärte sich zu Verhandlungen bereit. Seine Regierung sei schon seit Beginn der Syrien-Krise zu "Verhandlungen und politischem Handeln" bereit, sagte Assad in seinem ersten Interview seit dem Scheitern der Genfer Syrien-Gespräche und dem Beginn der von russischen Luftangriffen unterstützten Offensive syrischer Regierungstruppen in Aleppo Anfang Februar.
Warnung an Türkei und Saudiarabien
Zu verhandeln bedeute aber nicht, den Kampf "gegen den Terrorismus" einzustellen, sagte Assad. Beides sei "notwendig" und voneinander "unabhängig". Syriens Staatschef warnte die Türkei und Saudiarabien, militärisch in den Syrien-Konflikt einzugreifen. Er könne diese Möglichkeit "nicht ausschließen", sagte Assad. Die syrischen Truppen würden sich einem solchen Vorgehen aber "gewiss entgegenstellen".
Zu den Kämpfen um Aleppo sagte Assad, dass es seinen Truppen hauptsächlich darum gehe, die Nachschubroute der Rebellen zwischen Aleppo und der Türkei unterbrechen. Es handle sich dabei um die "wichtigste Nachschubroute der Terroristen".
Assad warf den europäischen Ländern vor, zu der Flüchtlingskrise beigetragen zu haben, indem sie "Terroristen Schutz gegeben" und ein Embargo gegen Syrien verhängt hätten. Nun müssten sie dabei "helfen", dass die Syrer in ihre Heimat zurückkehren könnten.
Assad: Kriegsverbrechen unbewiesen
Einen UN-Bericht über Menschenrechtsverletzungen in seinem Land wies Assad als unbewiesen zurück. Die Vorwürfe, dass seine Truppen Kriegsverbrechen begangen hätten, seien politisch motiviert, sagte Assad in dem AFP-Interview. Die UN-Ermittler hätten dafür auch "keine Beweise" vorgelegt.
Eine UN-Ermittlungskommission hatten die syrische Regierung am Montag für die Tötung zahlloser Häftlinge in den Gefängnissen des Landes verantwortlich gemacht. Dort würden Männer, Frauen und sogar Kinder hingerichtet, zu Tode gefoltert oder unter so erbärmlichen Bedingungen festgehalten, dass sie daran zugrunde gehen, hieß es in dem Bericht, der auf mehr als 620 Befragungen von Betroffenen basiert.
(APA/AFP)