Türkei für Einsatz von Bodentruppen in Syrien

Die Türkei feuert bisher nur von der Grenze in Richtung Syrien und fordert nun Bodentruppen.
Die Türkei feuert bisher nur von der Grenze in Richtung Syrien und fordert nun Bodentruppen.APA/AFP/BULENT KILIC
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Ankara will mit den USA über Bodentruppen reden. Russland warnt vor einem langen Krieg. Syriens Präsident Assad sieht keine Chance für eine Feuerpause.

Die Türkei fordert im Syrien-Konflikt den Einsatz von Bodentruppen. Nur so sei es noch möglich, den seit fünf Jahren dauernden Bürgerkrieg zu beenden, sagte ein Regierungsvertreter am Dienstag vor Journalisten. Das Nato-Mitglied werde allerdings nicht alleine handeln. Es gebe Beratungen mit den Alliierten des Anti-IS-Bündnisses, darunter die USA.

Derzeit greift die von den USA geführte Koalition vermutete Stellungen der Islamisten-Miliz IS aus der Luft an. Russland setzt seine Luftwaffe aufseiten von Präsident Bashar al-Assad ein.

US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte am Freitag Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate um Entsendung von Elitetruppen für den Kampf um die syrische Stadt Raqqa (Rakka) gebeten. Das Königreich hat sich dazu grundsätzlich bereit erklärt. Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew warnte daraufhin, ein Einsatz ausländischer Bodentruppen werde zu einem umfassenden, langen Krieg führen.

Assad sieht keine Chance auf Feuerpause

Für eine schnelle Kampfpause im syrischen Bürgerkrieg gibt es laut Präsident Bashar al-Assad keine Chance. "Jetzt sagen sie, dass sie eine Feuerpause innerhalb von einer Woche wollen", erklärte Assad am Montag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana in einer Rede vor Juristen in Damaskus. "Aber wer kann alle diese Bedingungen und Anforderungen in einer Woche zusammenfügen? Niemand."

Die USA, Russland und die beteiligten Regionalmächte hatten sich Ende vergangener Woche bei Verhandlungen in München auf eine Waffenruhe für Syrien geeinigt, die innerhalb von einer Woche beginnen soll. Assad spottete nun laut Sana darüber, dass der Westen nur dann über eine Feuerpause spreche, wenn die von ihm unterstützten Rebellen leiden "und (ihre) Niederlagen beginnt".

Assad beschuldigt Westen

"Waffenruhen kommen zwischen Armeen und Staaten vor, aber nicht zwischen einem Staat und Terroristen, dieser Begriff ist also falsch", wird al-Assad zitiert. Er beschuldigte den Westen, die Türkei und Saudi-Arabien, den Terrorismus zu unterstützen. Jeder sei ein Terrorist, der die Waffen gegen den syrischen Staat und sein Volk erhebe. Das in der saudiarabischen Hauptstadt Riad ansässige Hohe Verhandlungskomitee (HNC) der Opposition nannte Assad eine "Mischung aus Verrätern und Terroristen".

Zu Spekulationen über eine mögliche Bodenoffensive türkischer und saudiarabischer Truppen sagte al-Assad laut Sana, der Einfluss beider Staaten werde übertrieben. "Beide sind bloß Untergebene."

Türkei beschießt kurdische Stellungen

Die Türkei hat nach Angaben aus Militärkreisen den vierten Tag in Folge kurdische Milizen in Syrien mit Granatfeuer belegt. Damit sei auf Beschuss aus Syrien reagiert worden, hieß es am Dienstag in den türkischen Kreisen. Am Montag hatte die Türkei kurdischen Milizen "schärfste Reaktionen" angedroht, sollten sie ihren Vormarsch im Norden Syriens fortsetzen. Die Türkei, die Kurden-Organisationen im eigenen Land bekämpft, fürchtet ein Erstarken der Kurden-Milizen im Nachbarland

Verschärft wurden die Spannungen in Syrien zuletzt durch Raketenangriffe auf mindestens fünf Krankenhäuser und zwei Schulen in den nördlichen Provinzen Aleppo und Idlib, bei denen am Montag nach UN-Angaben fast 50 Menschen ums Leben kamen, darunter viele Kinder.

Mistura in Damaskus

Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, traf am Montagabend in Damaskus ein. Es wurde erwartet, dass er sich dort um eine Wiederaufnahme der zu Monatsbeginn ausgesetzten Friedensgespräche und eine Umsetzung der Waffenruhe bemüht.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach sich für eine Flugverbotszone über Syrien aus. "In der jetzigen Situation wäre es hilfreich, wenn es dort ein Gebiet gäbe, auf das keine der Kriegsparteien Angriffe fliegt - also eine Art Flugverbotszone", sagte Merkel der "Stuttgarter Zeitung" (Dienstag).

Seit Anfang des Monats erleichtern massive Luftschläge Russlands vor allem Regimetruppen, aber auch kurdischen Einheiten den Vormarsch nördlich der umkämpften Großstadt Aleppo. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte konnten kurdische Kämpfer zuletzt die von Rebellen gehaltene Stadt Tel Rifaat im Norden der Provinz Aleppo vollständig einnehmen. Sie seien dabei einerseits von russischen Luftangriffen unterstützt und andererseits von türkischer Artillerie beschossen worden. Die Türkei hatte die Kurden vor einem weiteren Vormarsch in Nordsyrien gewarnt.

(APA/dpa)

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