Stunde der Wahrheit für Jeb Bush

Bloomberg
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Bei den Vorwahlen der Republikaner in South Carolina steht der Bruder des Ex-Präsidenten auf dem Prüfstand. Die Demokraten stimmen in Nevada ab.

Bevor am 1. März der Super Tuesday ansteht, an dem 50 Prozent der Delegiertenstimmen für die Nominierungsparteitage vergeben werden, geht der Vorwahlreigen in den USA am Samstag weiter: Bei den Republikanern in South Carolina sieht Donald Trump wie der sichere Sieger aus.

Offen scheint daher nur die eine Frage: Wie hoch gewinnt Donald Trump in dem Staat, der flächenmäßig so groß ist wie Österreich und 4,9 Millionen Einwohner hat? Der Populist liegt in allen Umfragen mit einem zweistelligen Vorsprung voran. Ein weiterer Sieg könnte ihm Schwung bis zur Nominierung verleihen. Mehr und mehr in der Partei scheinen sich damit abzufinden, die anderen suchen hektisch den Kompromisskandidaten. Die Aufmerksamkeit richtet auf eine zweite Frage: Wer wird Zweiter hinter Trump? Erbittert und ohne Rücksicht auf Verluste gehen Ted Cruz, Marco Rubio und Jeb Bush aufeinander los.

Rubio hat wieder Tritt gefunden

Für Cruz, das ultrakonservative Raubein, steht viel auf dem Spiel. Die Wählerstruktur South Carolinas ähnelt Georgia, Tennessee, Oklahoma, Alabama und Arkansas, Staaten, die am Super Tuesday abstimmen. Nach dem schlechten fünften Platz in New Hampshire und einem inferioren Auftritt bei einer TV-Debatte scheint dagegen Marco Rubio rechtzeitig wieder Tritt gefunden zu haben. Er wirkte zuletzt wieder smart, selbstsicher, hart.

Für Jeb Bush, Floridas früheren Gouverneur, hat hingegen bereits das Endspiel begonnen. Entsprechend entschlossen war sein letztes Aufgebot: Er bot seine Familie als prominente Wahlhelfer auf. Ex-Präsident George W. zog ebenso in den Wahlkampf wie Jebs Mutter, die 90-järige Ex-First-Lady Barbara, ebenso. Jeb twitterte das Foto einer Waffe, in die sein Name graviert ist. Unterzeile: "America". Als wäre die Waffe das Nationalsymbol.

Gouverneurin Haley spricht sich für Rubio aus

Dass nun South Carolinas Gouverneurin Nikki Haley Rubio ihrer Unterstützung versichert hat, ließ Bush kurz die Fassung verlieren. Haley ist prominent und beliebt, auch Bush hatte um sie geworben. Das Online-Portal Politico, stets ausgezeichnet über das Innerste der Parteien informiert, blies Bushs Jagd daher schon vor der Wahl ab. Demnach würden nur noch drei Kandidaten übrigbleiben: Cruz, Rubio und der unerschütterliche Trump. Nach South Carolina wird sich entscheiden, ob sich die Anti-Trump-Wähler auf einen Kandidaten konzentrieren können.

Bei den Demokraten in Nevada ist alles offen. Alles schien zunächst auf Ex-Außenministerin Hillary Clinton hinauszulaufen. Seit Monaten verkündet ihr Team: Hier im Wüstenstaat steht die "Firewall" gegen Bernie Sanders. Der Vorsprung auf den einzigen parteiinternen Konkurrenten war zweistellig. Plötzlich ist alles anders. In den - allerdings wenigen, dünnen - Umfragen liegen beide gleichauf. Der Ausgang ist völlig offen.

Nervosität im Clinton-Lager

Rasch änderte das Clinton-Lager die Rhetorik um 180 Grad, betreibt nunmehr Erwartungsmanagement: Für Sanders, den Senator aus Vermont, spreche die Dynamik seines Siegs von New Hampshire. Er sei in einem Caucus-Verfahren bei der persönlichen Abstimmung der Parteimitglieder stark, damit habe man gerechnet. In Wirklichkeit ist Clintons Kampagne jedoch tief besorgt. Sanders, selbst erklärter "demokratischer Sozialist", sollte jetzt nicht noch eine Wahl gewinnen.

Bemerkenswert ist vor allem, wie stark Sanders in allen Schichten abschneidet. Jetzt geht es erstmals um Nicht-Weiße: Nevada zählt bei den Demokraten weit über 30 Prozent hispanische und afroamerikanische Wähler. Wer insgesamt gewinnen will, wird das nicht ohne sie schaffen.

Patt bei Werbeausgaben

Beide Kandidaten haben etwa gleich viel Geld für Nevada ausgegeben: Clinton etwa 3,3 Millionen Dollar, Sanders 3,6 Millionen. Davon gehen je 1,8 Millionen in Fernsehwerbung. Rund sieben Millionen Dollar für einen einzigen, spärlich besiedelten Staat: Es geht um sehr viel.

Der "The Silver State" mit der Casino-Metropole Las Vegas ist der siebentgrößte Staat der USA - viel Wüste, wenig Bewohner. Fas 40 Prozent der Bevölkerung sind Hispanics oder Afroamerikaner. Bei den bisherigen Vorwahlen in Iowa, die Clinton hauchdünn gewann, und New Hampshire waren jeweils über 90 Prozent der Wähler Weiße.

(APA/DPA)

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