USA-Vorwahlen: Was in Nevada auf dem Spiel steht

Hillary Clinton auf Wahlkampf in Nevada: Sie ist heute die große Favoritin auf den Vorwahlsieg im Wüstenstaat.
Hillary Clinton auf Wahlkampf in Nevada: Sie ist heute die große Favoritin auf den Vorwahlsieg im Wüstenstaat.(c) Bloomberg (David Paul Morris)
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Die Vorwahl der Demokraten im Wüstenstaat ist für Clinton und Sanders ein Prüfstein ihrer Anziehungskraft auf nicht weiße Amerikaner. Das Ringen um Schwarze und Latinos beginnt.

Charleston. Der dritte Urnengang der Demokraten auf dem Weg zur Nominierung ihres Präsidentschaftskandidaten wird heute, Samstag, im Teilstaat Nevada eine für beide Anwärter wichtige Frage beantworten: Wie groß ist ihre Unterstützung bei hispanischen und schwarzen Wählern?

Die ersten beiden Vorwahlen in Iowa und New Hampshire konnten diesbezüglich keine Antwort geben. In Iowa, wo Hillary Clinton knapp gewann, waren im Jahr 2014 laut US-Statistikbehörde nur 3,4 Prozent der Bürger schwarz und 5,6 Prozent Latinos. In New Hampshire, wo Bernie Sanders gewann, stellten die Hispanier 3,3 Prozent und die Schwarzen 1,5 Prozent der Einwohner. Zum Vergleich: US-weit beträgt der Anteil der Schwarzen 13,3 Prozent, jener der Latinos 17,4 Prozent.

Insofern ist der westliche Wüstenstaat Nevada sowohl für die frühere Außenministerin Clinton als auch für den Senator Sanders ein Prüfstein ihres Zuspruchs bei diesem knappen Drittel der amerikanischen Bevölkerung, die traditionell überwiegend für demokratische Kandidaten stimmt. 24 Prozent der rund 2,18 Millionen Wahlberechtigten in Nevada sind hispanisch (vor allem mexikanischer Herkunft), rund 8,8 Prozent afroamerikanisch, und etwas mehr als neun Prozent stammen aus Asien.

Clinton und Sanders betonten folglich diese Woche ihren Einsatz für die Legalisierung des Aufenthalts rechtswidrig, sonst aber unbescholtener Eingewanderter, die oft jahrelang in Angst vor der Abschiebung leben müssen, obwohl sie arbeiten, Firmen gegründet haben, Steuern zahlen und Kinder mit US-Staatsbürgerschaft haben.

Clinton knapp voran

Das Ergebnis aus dem Jahr 2008 veranschaulicht, wieso Nevada von beiden Kampagnenteams besondere Bedeutung beigemessen wird, obwohl hier nur 25 Delegierte zum Parteitag im Juli zu gewinnen sind. Damals waren rund 65 Prozent der zirka 117.000 demokratischen Wähler weiß und jeweils 15 Prozent hispanisch beziehungsweise schwarz. Das entspricht fast genau der Bevölkerungsverteilung der USA.

Wie in Iowa und New Hampshire lag Clinton in den Umfragen monatelang im hohen zweistelligen Prozentbereich vor Sanders; wie in beiden Staaten schrumpfte der Abstand, je näher der Wahltermin rückte. Allerdings dürfte Clinton in Nevada – anders als in New Hampshire, wo sie letztlich haushoch verlor – die Nase vorn haben. Die Wahlprognostiker der Analyseplattform Fivethirtyeight.com geben ihr eine 75-prozentige Gewinnwahrscheinlichkeit, die auf einer Kombination der Umfragen und Unterstützungserklärungen prominenter Demokraten gründet.

Prognosen sind allerdings in Nevada aus mehreren Gründen besonders schwer. Erstens herrscht in kaum einem anderen US-Staat ein derart dynamisches Kommen und Gehen; die Bevölkerung ist stark im Fluss, und das macht es für die Kampagnen schwierig, den Kontakt zu deklarierten Wählern früherer Urnengänge zu erhalten. Zweitens wird diese Wahl in Form eines Caucus durchgeführt, bei dem man sich am Samstag um elf Uhr vormittags an bestimmten Wahlorten einfinden muss. Dann werden die Türen geschlossen, und die Wähler scharen sich in Gruppen zusammen, um ihre Unterstützung des einen oder anderen Kandidaten zu deklarieren. Es wird diskutiert, argumentiert, man kann die Seiten wechseln. Erst dann werden per Stimmzettel die Delegierten gewählt.

Obamas Delegiertensieg 2008

Und das führt zum dritten Grund für die Schwierigkeit, das Resultat von Nevada vorab richtig zu erahnen. Denn die ländlichen, spärlich besiedelten Wahlkreise werden bei der Zuweisung der Delegierten gegenüber den beiden urbanen Zentren Reno und Las Vegas bevorzugt. Das ist der Grund, weshalb Clinton im Jahr 2008 bei ihrem ersten Anlauf auf das Weiße Haus zwar die Mehrheit der Stimmen gewann, aber nur zwölf Delegierte zugeteilt bekam, während Barack Obama 13 erhielt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2016)

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