Frontex: "Kein Zaun kann Flüchtlingsströme stoppen"

Flüchtlinge hinter einem Grenzzaun zwischen Griechenland und Mazedonien.
Flüchtlinge hinter einem Grenzzaun zwischen Griechenland und Mazedonien.REUTERS
  • Drucken

Auch 2016 wird der Flüchtlingszuzug ungebrochen weiter gehen, meint der Chef der EU-Grenzschutzagentur Fabrice Leggeri.

Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex erwartet für dieses Jahr keine Entspannung beim Zuzug von Flüchtlingen in die EU. Wenn 2016 so viele Migranten kämen wie im vergangenen Jahr, "dann würde ich sagen, dass das kein schlechtes Jahr wäre", sagte Fabrice Leggeri am Dienstag in Berlin. Wenn die geopolitischen Gründe wie der Krieg in Syrien, die Lage in Libyen und die Situation in verschiedenen afrikanischen Ländern so blieben, würden auch die Flüchtlingsströme hoch bleiben.

In diesem Jahr habe seine Agentur bereits mehr als 140.000 illegale Grenzübertritte festgestellt - mit 82.000 die meisten davon in Griechenland, 6000 in Italien. Im Vergleich zum Dezember habe die Zahl zwar um rund 40 Prozent abgenommen. Vergleiche man jedoch die Zahlen von Anfang 2016 mit denen vom Beginn des vergangenen Jahres ergeben sich eine Steigerung um 600 Prozent.

100.000 Flüchtlinge bis Ende Februar

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) sprach in Genf gar von mehr als 100.000 Flüchtlingen, die bis zum 22. Februar allein in Griechenland (97.325) und Italien (7504) in ankamen. Im vergangenen Jahr sei die Marke von 100.000 erst im Juli erreicht worden. Mehr als 410 Migranten kamen seit Jahresbeginn bei der Flucht über das Mittelmeer laut IOM ums Leben.

Würde die Balkanroute dichtgemacht, würden sich die Flüchtlinge andere Routen suchen, sagte Leggeri. "Die Erfahrung im letzten Jahr hat gezeigt, dass kein Zaun - zum Beispiel in Ungarn - Flüchtlingsströme stoppen kann." Von den EU-Staaten forderte er für Frontex vor allem mehr Grenzbeamte und Boote zum Schutz der EU-Außengrenzen.

(APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Willkommen in Piräus
Außenpolitik

Flüchtlingskrise: NGOs geraten unter Beschuss

In Griechenland steigt der Unmut über fragwürdige Aktionen von freiwilligen Helfern und Aktivisten. Sie hätten in Flüchtlingslagern de facto die Kontrolle übernommen und eigene Regeln aufgestellt.
Flüchtlinge in der türkischen Küstenregion bei Cesme
Außenpolitik

Flüchtlinge: UNO gegen sofortige Rückführung in Türkei

UNHCR fordert Sicherheitsgarantien für Betroffene und warnt vor weiteren Zusammenstößen in Griechenland wegen Verschlechterung der Zustände.
Weltjournal

Flüchtlinge: Griechenland will Hafen von Piräus räumen

Rund um den Hafen der griechischen Hauptstadt halten sich mehr als 5000 Flüchtlinge auf. Zuletzt haben sich in Piräus die Spannungen entladen.
Flüchtlingscamp in Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze.
Europa

Griechisches Parlament stimmt über Flüchtlingspakt ab

Wichtigster Punkt ist ein Gesetzesentwurfs zur Rechtmäßigkeit der Rückführungen in die Türkei. Amnesty berichtete unterdessen, dass massenhaft Flüchtlinge von dort zurück nach Syrien abgeschoben werden.
Europa

Flüchtlinge: "Tötet uns hier, aber schickt uns nicht zurück"

Am Montag sollen die Rückschiebungen von Griechenland in die Türkei beginnen, die Furcht unter den Flüchtlingen steigt. Doch noch sind nicht alle gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen worden.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.