Australien: Ein Kontinent rüstet groß auf

(c) APA/AFP/AUSTRALIA DEFENCE FORCE/ (BONNY GASSNER)
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Neue U-Boote, Fregatten, Kampfjets, Panzerfahrzeuge: ein großes Rüstungspaket, das auch als Reaktion auf Chinas Aspirationen gilt.

Canberra. In Australien, dem westlichen Machtpfeiler zwischen Indischem Ozean und Pazifik, hat die liberalkonservative Regierung von Premier Malcolm Turnbull eine wichtige militärstrategische Entscheidung getroffen: Die Streitkräfte des kontinentgroßen Landes werden kräftig ausgebaut, als ein Hauptgrund gilt China – wegen „wachsender Besorgnis über die militärischen Aktivitäten Pekings“, wie hochrangige Militärs sagen.

Das neue Defence White Paper 2016 sieht zwar nur ein leichtes Plus der jährlichen Militärausgaben von 1,9 Prozent des BIPs auf zwei Prozent vor, was 32 bis 33 Milliarden Austral-Dollar (ca. 21 Mrd. Euro) entspricht. Damit und durch zusätzliche Mittel wird aber ein enormes Rüstungspaket von 128 Mrd. Euro finanziert, mit dem unter anderem zwölf neue U-Boote, neun Fregatten und zwölf Wachschiffe für die Flotte sowie Kampfdrohnen, Panzerfahrzeuge und Hubschrauber für die Armee beschafft werden, großteils bis 2021. Man wird so auch den seit Langem beschlossene Kauf von vorerst 75 bis 80 Mehrzweckkampfjets F-35A Lightning II von Lockheed Martin mitfinanzieren und die Zahl der aktiven Militärangehörigen von rund 58.000 (zuzüglich 23.000 aktivierten Reservisten) auf 62.400 erhöhen; so stark war Australiens Militär seit einem Vierteljahrhundert nicht.

Die Royal Australian Air Force besteht im Kern aus etwa 90 F/A-18 Hornet- und Super-Hornet-Jagdbombern, die Navy aus sechs U-Booten der Collins-Klasse, zwei Hubschrauberträgern, elf Fregatten. In Kürze stoßen drei Zerstörer dazu. Allein für die neuen U-Boote sind 32 Mrd € budgetiert, wobei sich die Anschaffung aber über zwei Jahrzehnte erstreckt und erst bis Juli entschieden wird, wer sie baut. Favorit ist Japan mit den Ultra-Hightech-Booten der Soryu-Klasse, die Australien allerdings großteils selbst bauen will.

Eine Problemzone, die weit ausstrahlt

Turnbull verwies auf regionale Herausforderungen, Terror (mehr als 110 Australier kämpfen als Islamisten in Syrien und im Irak) und Militärengagements etwa in Nahost, im Indischen Ozean und Osttimor. „Binnen der nächsten zwei Jahrzehnte werden die Hälfte aller U-Boote der Welt und die Hälfte aller modernen Kampfjets in der indopazifischen Region, also unserer, operieren, was das strategische Umfeld ändert.“ Auch die brisante Lage im Südchinesischen Meer, wo China mit anderen Staaten um Gebiete streitet und zusehends militärisch auftritt, sei für Canberra bedeutend. Australien grenzt zwar nicht daran, doch führen auch für Australien wichtige Schifffahrtsrouten durch das Seegebiet. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2016)

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