US-Wahl 2016: Später Frontalangriff von Rubio und Cruz auf Trump

Die republikanischen Präsidentschaftsanwärter Rubio, Trump und Cruz.
Die republikanischen Präsidentschaftsanwärter Rubio, Trump und Cruz.REUTERS
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Vor "Super Tuesday" fliegen die Fetzen: Senatoren bringen Trumps illegale Ausländerbeschäftigung, dubiose "Trump University" und unveröffentlichte Steuererklärungen ins Spiel.

Lügner, Spinner, Versager: Donald Trump übertraf in der letzten Fernsehdebatte der republikanischen Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur seinen schon bisher ziemlich rüden Ton. Der Baumilliardär und Selbstvermarkter geriet nach seinen Siegen bei den Vorwahlen in New Hampshire, South Carolina und Nevada in der Nacht auf Freitag allerdings zum ersten Mal merklich unter Druck.

"Wenn er nicht 200 Millionen Dollar geerbt hätte, wissen Sie, wo Donald Trump heute wäre? Er würde Armbahnduhren in Manhattan verkaufen", schoss Marco Rubio, der Senator aus Florida quer. Er griff Trump zudem mehrfach wegen dessen Beschäftigung illegaler Einwanderer auf seinen Baustellen an. "Wenn er seine Mauer an der Grenze zu Mexiko so baut wie seinen Trump Tower, wird er illegale Einwanderer dafür einsetzen."

Trumps "polnische Brigade"

Rubio brachte das langwierige Gerichtsverfahren aufs Tapet, in dem sich Trump gegen eine Sammelklage polnischer Bauarbeiter wehrte, die er um 1980 über einen Subunternehmer engagieren ließ, um ein altes Gebäude an der Fifth Avenue in Manhattan abzureißen, an dessen Stelle er seinen Trump Tower errichten ließ. Trump blieb diesen rund 200 Männern, die großteils ohne Aufenthaltstitel in den USA lebten, phasenweise zwölf Stunden pro Tag und sieben Tage die Woche auf der Baustelle arbeiteten und als "polnische Brigade" bekannt waren, laut einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 1991 mindestens 325.000 Dollar an Löhnen schuldig. Dagegen klagte er. Der Rechtsstreit wurde 1999 mit einem Vergleich beendet, dessen Details unter Verschluss sind. "Googlen Sie das: Trump polish workers", forderte Rubio die Zuseher auf.

"Sie haben keine Ahnung vom Geschäftsleben. Sie verlieren bei allem, was Sie tun", schoss Trump zurück und nannte Rubio einen Versager. Rubios Reaktion spielte auf die vier, in Summe millliardenschweren Insolvenzen von Trump-Unternehmen an: ""Ich habe keine Ahnung davon, vier Unternehmen in den Bankrott zu treiben."

Rubio brachte auch die "Trump University" zur Sprache, die sich letztlich bloß als eine Reihe von eher beliebigen Kursen über das Immobiliengeschäft darstellte und nicht als die exklusive Ausbildung, im Rahmen derer man in Trumps Geschäftsgeheimnisse eingeweiht wird. Als ein derartiges elitäres Bildungsinstitut hatte sich die "Trump University" von 2005 bis 2010 gegen Gebühren von 35.000 Dollar und mehr angepriesen. Schon im Jahr 2010 musste Trump 800 ehemaligen Studenten Entschädigung zahlen, 2013 begann der Generalstaatsanwalt von New York Ermittlungen gegen Trump wegen Betrugsverdacht.

Amerikaner "wollten diese Jobs nicht"

Rubio griff Trump auch wegen dessen Beschäftigung von Hunderten Ausländern in seiner Hotelanlage in Florida an, während er die Bewerbungen von US-Bürgern ablehnte. Die "New York Times" berichtete am Donnerstag, Trump habe dort seit 2010 rund 500 Ausländer per Arbeitsvisum beschäftigt, während von rund 300 Amerikanern nur 17 genommen worden seien. "Die Leute wollten diese Teilzeitjobs nicht", verteidigte sich Trump. "Wir konnten in diesen heißen, heißen Gegenden von Florida keine Leute finden."

Trump erklärte weiters wie bei jedem seiner öffentlichen Auftritte, gegen Mexiko, China und Japan mit Strafzöllen und anderen, nicht genauer spezifizierten Mitteln vorzugehen. Auch das gab Rubio Gelegenheit, den Spieß mit Hinweis auf Trumps Bekleidungsmarke umzudrehen: "Ihre Krawatten und Gewand werden in Mexiko und China hergestellt. Sie wollen also einen Handelskrieg mit sich selber anfangen."

"Wir wären mit Gadhafi besser dran"

Auch Ted Cruz, der Senator aus Texas, griff Trump an. Er erinnerte daran, dass Trump dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten von 2004 und heutigen US-Außenminister, John Kerry, mehrmals Wahlspenden überwiesen hat. Trump schwenkte daraufhin zur Frage gewaltsamer Regimewechsel im Nahen Osten und erklärte hinsichtlich der US-Militäraktion, die im Jahr 2011 zum Sturz des libyschen Diktators Muammar al-Gadhafi geführt hat, "wir wären um so viel besser dran, wenn Gadhafi jetzt an der Macht wäre. Wenn diese Politiker an den Strand gegangen wären und nichts getan hätten, hätten wir heute Saddam Hussein und Gadhafi statt überall Terroristen - zumindest haben die Terroristen getötet, nicht wahr?"

Trump erklärte zudem, er habe sich nie öffentlich über Libyen und Gadhafi geäußert. Das ist unwahr, denn 2011 hatte er in seinem eigenen Videoblog gesagt, dass die USA "da reingehen sollten, wir sollten diesen Typen stoppen, was sehr einfach und sehr schnell ginge, man könnte das chirurgisch machen."

In Situation wie diesen reagierte Trump sichtlich irritiert. Das dürfte den Kampagnen von Rubio und Cruz reichliches Bildmaterial für Negativwerbespots liefern, mit deren Einsatz sie darauf hoffen, seinen Vorsprung in den Umfragen einzuschmelzen. "Entspannen Sie sich, Donald", spöttelte Cruz während eines besonders hitzigen Wortgefechts. "Ich bin entspannt", donnerte Trump. "Sie sind der Spinner. Los, nur ja nicht nervös werden."

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