Dutzende Tote bei Kastenunruhen in Indien

Zornige Jat
Zornige Jatimago/Hindustan Times
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Angehörige der Volksgruppe der Jat hatten für mehr Rechte und Ansprüche auf öffentliche Ämter demonstriert. Es soll dabei auch zahlreiche Vergewaltigungen gegeben haben.

Bei Protesten für mehr Rechte des nordindischen Jat-Volkes im Arbeits- und Bildungsbereich sind in den vergangenen Tagen mindestens 30 Menschen getötet und 200 weitere verletzt worden. Die Behörden untersuchen zudem Gerüchte über Vergewaltigungen während der Ausschreitungen, teilte der Polizeichef des Bundesstaates Haryana, Y. P. Singhal, am Freitag in Chandigarh mit.

Mindestens 133 Menschen seien wegen Vandalismus, Brandstiftung und anderer Gewaltakte festgenommen worden. "Der Staat kehrt schnell in die Normalität zurück", sagte Singhal. Alle Zugstrecken und Straßen seien wieder in Betrieb. Man werde die Armee abziehen.

Während neuntägiger Ausschreitungen waren zahlreiche Gebäude und Autos beschädigt worden. Die Protestierenden forderten eine Quotenregelung für Angehörige des Jat-Volkes auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungsbereich, um bessere Chancen auf Regierungsämter und Bildungsangebote zu haben. Die Volksgruppe ist derzeit von Quotenregelungen ausgeschlossen.

Die Jat leben im Nordwesten Indiens und in Teilen Pakistans. Sie gehören verschiedenen Religionen an (Sikhismus, Islam, Hinduismus), betreiben eine ausgeprägte Ahnenverehrung und lehnen das Kastensystem ab, weil sie darin als "Unberührbare" ausgegrenzt werden. Allerdings sind Jat, die auch als kriegerisches Volk gelten, in den indischen Streitkräften gern gesehen. Wie viele Jat es gibt, ist übrigens unklar: Die Angaben reichen von zehn Millionen bis mehr als 82 Millionen, und Letzteres allein in Indien.

Jat in Delhi, etwa 1868
Jat in Delhi, etwa 1868Wikipedia

Die Proteste endeten am Dienstag, nachdem die Regierung von Haryana versprochen hatte, eine Kastenquote ffür die Jat einzuführen. Die indische Industrie- und Handelskammer schätzt den durch die Ausschreitungen verursachten Schaden auf 180 bis 200 Milliarden Rupien (2,4 bis 2,6 Milliarden Euro). (ag.)

(wg)

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