Afghanistan: Vergewaltigten Frauen droht auch Strafe

(c) AP (Musadeq Sadeq)
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In Afghanistan ist Vergewaltigung ein „massives Problem“, warnt die UNO. Weil im afghanischen Strafgesetzbuch Vergewaltigung nicht explizit vorkommt, greifen viele Familien auf traditionelle Regelungen zurück, um ihr Gesicht zu wahren

KABUL (Reuters). Die Gefahr droht zu Hause, in der Gemeinde und in Haftanstalten; in Gestalt von Familienmitgliedern, lokalen Machthabern, bewaffneten Gangmitgliedern oder Männern, die in Haftanstalten und Waisenhäusern arbeiten: Vergewaltigung steht in Afghanistan an der Tagesordnung. Doch während die Vergewaltiger meist unbehelligt bleiben, werden die Opfer stigmatisiert – und kriminalisiert, kritisiert ein neuer UNO-Bericht.

Weil im afghanischen Strafgesetzbuch Vergewaltigung nicht explizit vorkommt, greifen viele Familien auf traditionelle Regelungen zurück, um ihr Gesicht zu wahren: Frauen werden gezwungen, ihren Peiniger zu heiraten oder aber wegen außerehelicher sexueller Beziehung bestraft.

Vergewaltigung müsse deshalb dringend kriminalisiert werden, fordert Norah Niland, UN-Menschenrechtsbeauftragte in Afghanistan. „Wenn ein Opfer zur Polizei geht, wird es dort gleich noch einmal vergewaltigt und als Hure beschimpft“, kritisiert Sima Samar, Vorsitzende von Afghanistans Unabhängiger Menschenrechtskommission. Noch zögere die Regierung, an diesem Tabu der konservativen muslimischen Gesellschaft zu rütteln. „Aber ein neues Gesetz wird kommen. Wir müssen die Situation ändern.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.07.2009)

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