US-Wahlen: Wie Donald Trump zu stoppen ist

Silhouette von Donald Trump.
Silhouette von Donald Trump.(c) Bloomberg
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Wenn er keine 1237 Delegierten gewinnt, kommt es auf dem republikanischen Parteitag zur Entscheidung – und dort hat Trump wenige Freunde.

Der "Super Tuesday" war ganz nach dem Geschmack von Donald Trump. Er gewann die republikanischen Vorwahlen in sieben Staaten, von Massachusetts und Vermont im Norden des Landes bis nach Alabama und Georgia im Süden. Er hat somit in zehn der 14 US-Staaten gewonnen, deren Delegierte für den Parteitag im Juli in Cleveland bereits bestimmt sind. Wenn jemand so oft Erster sei wie er: sei er dann nicht der logische Präsidentschaftskandidat, stellte Trump am Dienstagabend jene rhetorische Frage, die viele Beobachter bejahen.

Doch Trumps Siegeswelle täuscht. Denn bisher hat er nur in einem Staat, South Carolina, so überzeugend gewonnen, dass er alle dortigen Delegierten kassierte. Fast überall sonst gewann er mit 30 bis 39 Prozent, die beiden Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio lagen mit jeweils 20 bis 30 Prozent dahinter. In Texas und Oklahoma gewann Cruz, in Minnesota Rubio. In Alabama und Massachusetts schnitt Trump mit 43 und 49 Prozent sehr stark ab, doch weil bei den republikanischen Vorwahlen bis zum 15. März der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gilt, kann er sich trotz seiner Siege nicht klar absetzen. In Virginia zum Beispiel, einem wichtigen großen Staat, der bei den Präsidentschaftswahlen jedes Mal auf der Kippe zwischen Republikanern und Demokraten steht, bekam Trump 17, Rubio aber 16 Delegierte gutgeschrieben.

Die magische Zahl 1237

Zweifellos ist Trump der stärkste Kandidat der Republikaner. Aber um die Nominierung der Partei zu erhalten, muss er die Mehrheit der Delegierten gewinnen. Das sind 1237. Nach dem "Super Tuesday" dürfte Trump 272 Delegierte haben, Cruz 149, Rubio 82 und Kasich 25. Ab dem 15. März bekommt der Gewinner des jeweiligen Staates fast in allen Staaten sämtlichte Delegierte gutgeschrieben. Sollte es dem am Dienstag arg gebeutelten Rubio gelingen, seinen Heimatstaat Florida zu gewinnen, brächte ihm das 99 Delegierte ein.

Das würde zwar nichts daran ändern, dass Trump weiterhin voran liegt. Doch es hätte zur Folge, dass das republikanische Ringen um die Nominierung sich noch drei Monate lang dahinzieht, bis zu den letzten Staaten Kalifornien und New Jersey. Und je länger der Wahlkampf, desto wirksamer dürften die Angriffe der restlichen Republikaner auf Trump werden. Von seiner zweifelhaften Geschäftemacherei über seine vulgäre Sprache und Frauengeschichten bis hin zu seinem Wankelmut in der Abtreibungsfrage hat Trump seinen Gegnern im Laufe seines langen Daseins als Fernsehgestalt viel Material für an- und untergriffige Negativwerbung geliefert. Die Angriffe auf ihn wirken, wie Nachwahlumfragen vom Dienstag zeigten: spät entschlossene Wähler stimmten mehrheitlich gegen Trump.

Wird Trump Opfer seiner eigenen Arroganz?

So hoffen Trumps parteiinterne Gegner, ihm die Mehrheit von 1237 Delegierten vorzuenthalten. Dann liefe es auf eine Entscheidung auf dem Parteitag im Juli hinaus. Dort könnte Trump zum Opfer seiner eigenen Arroganz werden. Denn laut der republikanischen Geschäftsordnung sind die Delegierten nur in der ersten Abstimmungsrunde ihrem jeweiligen Kandidaten verpflichtet. Danach gilt, mehr oder weniger, Wahlfreiheit. Trump hat kaum Unterstützer in der Partei, die ihm dann die nötigen Mehrheiten besorgen könnten. Wie will er zum Beispiel Paul Ryan, den Sprecher des Abgeordnetenhauses, auf seine Seite ziehen, wenn er ihm "ein ernstes Problem" androht, sollte er nicht mit Trump kooperieren? Wie will er jene Berufspolitiker auf dem Parteitag hinter sich scharen, denen er Mal um Mal mit dem Pauschalurteil "Politiker quatschen nur und tun nichts" ins Gesicht spuckt?

Das eröffnet die Möglichkeit, dass der Parteitag einen Konsenskandidaten kürt – und das könnte, so sehr er auch am "Super Tuesday" hinter den in ihn gesteckten Erwartungen der Parteieliten geblieben ist, Marco Rubio sein. Rubio hat nämlich, anders als Cruz, viele Freunde und Verbündete im Kongress. Oder es krönt sich Paul Ryan in einem machiavellistischen Meisterstreich selbst. Oder, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, der Kandidat von 2012, Mitt Romney, tritt aus den Kulissen hervor.

Bis dahin wird Donald Trump die Partei mit seiner populistischen Demagogie, die ihm massenhaft verbitterte weiße Globalisierungsverlierer bringt, vor sich hertreiben. Ihr Kandidat ist er allerdings noch nicht – sondern vielmehr ihr Spalter und, möglicherweise, ihr Totengräber.

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