US-Raketenartilllerie beschießt IS von Jordanien aus

HIMARS-Werfer der U.S. Marines
HIMARS-Werfer der U.S. Marines U.S. Marine Corps
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HIMARS-Raketenwerfer erstmals im Einsatz im syrischen Kriegsgebiet. Ziele waren IS-Stützpunkte nahe Palmyra sowie im Dreiländereck Syrien/Irak/Jordanien.

Dass US-Truppen und Verbände anderer westlicher Staaten bereits in Syrien am Boden aktiv sind, um gegen den sogenannten "Islamischen Staat" (IS) zu kämpfen, ist bekannt. Mittlerweile steigt das Kaliber jener Waffen, die benutzt werden, wenngleich vorerst noch von außerhalb Syriens aus: Wie das Pentagon am Freitag bestätigte, schießen seit etwa einer Woche schwere Mehrfachraketenwerfer Typ HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System) von Jordanien aus nach Syrien hinein. Die auf geländegängigen Lkw montierten Werfer verschießen Raketen verschiedener Kaliber und Modelle auf Entfernungen bis zu etwa 300 Kilometer.

Man habe Ziele des IS in Südsyrien beschossen, um Rebellen gegen den IS zu unterstützen, sagte ein Sprecher des Pentagon, Colonel Steve Warren. Konkret ging es um den Militärposten al-Tanf auf der syrischen Seite des Dreiländerecks Jordanien/Irak/Syrien mitten in der Wüste, den der IS im Mai 2015 erobert und seither gehalten hatte. Der Posten wurde jetzt angeblich zurückerobert. Über al-Tanf verläuft eine strategisch wichtige Überlandstraße zwischen dem Euphrat-Tal im Irak und dem zentralsyrischen Kernland. Man habe auch das Umland der vom IS besetzten Oasenstadt Palmyra beschossen.

Sie waren halt einfach da

Eingesetzt wurden laut Warren taktische Raketen vom Modell GMLRS mit hochexplosiven Gefechtsköpfen Kaliber 203 Millimeter, GPS-Steuerung und Reichweiten von 70 und mehr Kilometer. Dass man Artillerie statt Flugzeuge oder Drohnen diesfalls benutzte, habe laut Warren keinen bestimmten Grund, schon gar nicht die Furcht vor Luftabwehr. Es habe einfach taktisch Sinn gemacht und die Waffen seien halt bereits in Jordanien, wo seit längerem Truppen westlicher Länder konzentriert werden, gewesen.

HIMARS - jeder Lkw hat drei Mann Besatzung - verschiesst bis zu sechs Raketen Typ GMLRS und andere kalibermäßig ähnliche Varianten, oder jeweils eine schwere 603-mm-Rakete namens ATACMS (Army Tactical Missile System), letztere fliegt um die 300 km weit. Würde man solche Werfer in besagtes Dreiländereck bringen, wäre von dort aus ein Großteil Syriens angreifbar, inklusive von Städten wie Damaskus, Homs und den Hochburgen des IS-Gebiets am mittleren Euphrat wie Rakka.

HIMARS
HIMARSLockheed Martin

Auch im Irak sind HIMARS-Batterien (Hersteller: Lockheed Martin), sie unterstützen irakische Truppen gegen den IS. HIMARS war überhaupt in großer Zahl in irakischen Städten stationiert, als die USA dort noch großräumig Truppen stationiert hatten. Mit GPS-gesteuerten Raketen konnten die Werfer Bodenziele mit vergleichbarer Präzision wie GPS- oder lasergelenkte Bomben treffen und waren dabei meist schneller verfügbar, also reaktionsschneller, als Flugzeuge oder Hubschrauber.

Leichtere Variante der "Panzerknacker-Werfer" 

Neben den U.S. Marines und der Army nutzen unter anderen auch Jordanien und Singapur diese Raketenwerfer, die im Grunde eine leichtere Abart des seit den 1980ern existierenden Werfersystems M270 Multiple Launch Rocket System (MLRS) sind. Diese in der Regel zwölfrohrigen Werfer für Raketen Kaliber 227mm, 237mm oder 298 mm auf leicht gepanzerten Kettenfahrzeugen waren einst von den USA, Großbritannien, Italien, Frankreich und Deutschland gemeinsam entwickelt worden.

MLRS
MLRSU.S. Army

Man beabsichtigte damals, damit primär die im Kriegsfall angreifenden Panzerdivisionen des Warschauer Pakts großflächig und auf Distanz auszudünnen. Dafür wurden unter anderem Raketen mit intelligenten panzerbrechenden Gefechtsköpfen gebaut, die Fahrzeuge auf dem Gefechtsfeld gezielt suchen können, sowie Raketen mit Füllungen von Anti-Panzer-Minen, mit denen man schnell durch Fernbeschuss ganze Minenfelder erzeugen konnte.

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