Falsches Timing für konservativen Sonnyboy

Republican U.S. presidential candidate Marco Rubio announces the suspension of his presidential campaign during a rally in Miami
Republican U.S. presidential candidate Marco Rubio announces the suspension of his presidential campaign during a rally in Miami(c) REUTERS (CARLO ALLEGRI)
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Marco Rubio wollte den republikanischen Obama geben. Gegen den Hass konnte er nichts ausrichten.

Wien/Miami. Monatelang waren sie mit ihm von Auftritt zu Auftritt gezogen – von Iowa im Mittleren Westen über New Hampshire im Nordosten bis hinunter nach Miami in Süd-Florida, wo sich für Marco Rubio, seine Frau und die vier Kinder der Kreis im Wahlkampf schloss. In seiner Heimatstadt hatte der republikanische Senator vor neun Monaten seine Kandidatur erklärt, und hier beendete er sie in der Nacht auf Mittwoch nach enttäuschenden ersten Ergebnissen bei der Vorwahl im „Sunshine State“.

„Amerika steckt inmitten eines echten politischen Sturms, eines veritablen Tsunami. Und wir hätten ihn kommen sehen müssen“, lautete das Fazit des 44-jährigen Jung-Stars der Republikaner, der nun weitere vier Jahre darauf warten muss, die Hoffnungen einzulösen, die er spätestens bei seiner Parteitagsrede 2012 in Tampa in Florida geweckt hatte. Der Neo-Senator klang damals wie ein republikanischer Obama. Im optimistischen Tenor philosophierte er über den „American Dream“, er erzählte vom positiven Beispiel seiner kubanischstämmigen Working-Class-Eltern und vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das ihm große Chancen eröffnet habe.

Diese Botschaft, dieses Narrativ von der „einzigartigen Nation“, wollte Rubio auch im Wahlkampf anklingen lassen. Doch er kam nicht an gegen die Wutreden und Hassparolen des Donald Trump, auf dessen Niveau sich „Little Marco“, so der Hohn Trumps, schließlich begab. Dass er dies hinterher bereute, kam als Erkenntnis zu spät. Es war schlicht nicht die Zeit für aufhellende Slogans, und nach Barack Obama wollten die Wähler womöglich nicht neuerlich einem Newcomer die Macht übertragen.

Modern und konservativ

Rubio sollte das neue, moderne Gesicht des Konservativismus verkörpern – ein Sonnyboy mit Latino-Wurzeln, der auch jene Minderheiten anzusprechen versteht, die die republikanische Partei lange geflissentlich ignoriert hat. Doch das Konzept war rasch zum Scheitern verurteilt. Rubio zählte im Senat zwar zur „Gang of Eight“, die sich für eine Immigrationsreform stark machte. Das Vorhaben zerschellte alsbald am Widerstand der republikanischen Hardliner.

Im Wahlkampf selbst fing Rubio nie wirklich Feuer. Bei einer TV-Debatte in New Hampshire vernichtete ihn Chris Christie, der Vorwurf des „Sprech-Roboters“ blieb hängen. Ted Cruz, der ein halbes Jahr ältere Senator mit den gleichfalls kubanischen Wurzeln, versucht derweil, Rubio-Fans in sein Lager zu locken. Der Darling der Tea-Party-Fundamentalisten und evangelikalen Christen, verkörpert dabei eher das finstere Antlitz der Republikaner. So richtig grün waren einander die beiden Jungstars Rubio und Cruz aber ohnehin nie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2016)

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