Der letzte Mohikaner unter den Moderaten

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TOPSHOT-election-US-VOTE-REPUBLICANS-KASICH(c) APA/AFP/BRENDAN SMIALOWSKI
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Unter den republikanischen Establishment-Kandidaten ist nur John Kasich übrig geblieben.

Auf diesen einen Augenblick, auf den Sieg im seinem Heimstaat Ohio, hat John Kasich den ganzen Wahlkampf über beharrlich gewartet. Darauf gründete seine gesamte Strategie. Parteigranden hatten ihn zuvor bereits mehrfach zur Aufgabe gedrängt, um Marco Rubio – dem Kandidaten des Establishments – den Weg zu ebnen. Denn zu mehr als zu Achtungserfolgen in New Hampshire oder in Virginia hatte es für Kasich nicht gereicht, und eine Niederlage in Ohio gegen Trump hätte das Ende seiner Ambitionen besiegelt.

Nun stand der 63-Jährige an der Seite seiner Frau Karen und seiner Zwillingstöchter Emma und Reese auf der Bühne des Baldwin-Wallace-College in Berea südlich von Cleveland und ließ sich als letzter Mohikaner der Moderaten – in der vagen Hoffnung, beim Parteitag in Cleveland in vier Monaten womöglich doch zum Präsidentschaftskandidaten der Republikaner zu avancieren. Dazu müsste er nun aber zu einer Siegesserie ansetzen, und Trump müsste eine Mehrheit der Delegierten versagt bleiben, damit Kasich beim Parteikonvent zum Herausforderer aufsteigen kann.

Oft und gern zitiert Kasich, Sohn tschechischer und kroatischer Vorfahren, seinen Vater, einen Postboten, der Freud und Leid mit seinen Kunden geteilt habe. Als College-Student machte der Junior auf sich aufmerksam, als er einen Brief an Präsident Richard Nixon schrieb, um Missstände aufzuzeigen, und so prompt zu einer Audienz im Weißen Haus kam. Als es in den Budgetverhandlungen vor fünf Jahren Spitz auf Knopf stand, lud Präsident Obama den Pragmatiker aus Ohio, den die „New York Times“ als Kandidaten der Republikaner empfahl, zu einer Runde Golf ein. Damals verlor John Kasich den Einsatz von zwei Dollar. (vier)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2016)

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