Rom: Berlusconi will im Wahlkampf keine schwangere Kandidatin

Meloni und Berlusconi
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Der Ex-Premier lehnt die Neofaschistin Giorgia Meloni ab, weil sich "eine Mutter nicht einer Stadt wie Rom widmen kann".

Silvio Berlusconi hat wiedereinmal mit seinem dubiosen Frauenbild aufhorchen lassen: Im seit Wochen andauernden internen Streit um die Kandidatur für das Bürgermeisteramt in Rom, hat er sich gegen die Bewerbung der neofaschistischen Kandidatin Giorgia Meloni gestellt - weil sie im fünften Monat schwanger ist.

Wohl auch in der Hoffnung, eine Spaltung im Mitte-rechts-Lager zu vermeiden, hatte Berlusconi die im fünften Monat schwangere Meloni aufgerufen, sich lieber als Mutter zu betätigen, statt sich in einen schwierigen Wahlkampf mit unsicherem Ausgang zu stürzen. Berlusconis Worte, die Frauenorganisationen als sexistisch bewerteten, sorgten für hitzige Diskussionen.

"Es ist jedem klar, dass eine Mutter sich dem Bürgermeisteramt nicht widmen kann, vor allem weil die Situation in Rom desaströs ist! Sie sollte dem Egoismus ihrer Parteianhänger nicht nachgeben, die sie in den Wahlkampf drängen", kommentierte Berlusconi. Auch sein bevorzugter Kandidat, Ex-Zivilschutzschef Giorgio Bertolaso hatte erklärt, "Meloni soll sich um ihr Kind kümmern. Warum sollte sie sich eine harte Wahlkampagne antun, während sie ihr Kind stillt?"

"Egoistische" Mama

Die 39-jährige Vorsitzende der neofaschistischen Partei "Fratelli d´Italia" jedenfalls lässt sich nicht beirren. "Nach langen Überlegungen habe ich beschlossen, für das Bürgermeisteramt in Rom zu kandidieren", sagte sie trotz Widerstandes des "Bosses".

Meloni werden gute Chancen im Wahlkampf für die Bürgermeisterwahl im Juni eingeräumt. Ihre Kandidatur spaltet jedoch das Mitte-rechts-Lager. Die Kandidatur der römischen Neofaschistin wird von der Lega Nord und anderen Rechtsparteien unterstützt, während die Forza Italia, die Partei von Ex-Premier Silvio Berlusconi, Bertolaso ins Rennen schickt. Dieser war zuletzt in einige Korruptionsaffären verwickelt und gilt als nicht besonders populär.

Mehrere Spitzenpolitiker im Mitte-rechts-Lager, darunter Lega Nord-Chef Matteo Salvini, hatten Meloni zur Kandidatur gedrängt, da sie laut Umfragen bessere Chancen als Bertolaso hätte, für das Mitte-rechts-Lager den Bürgermeisterposten der 3,5 Millionen-Metropole zu erobern. Zur Debatte um ihre Kandidatur hatte Meloni erklärt, dass Frauen in der Lage seien, Mutterschaft und Beruf unter einen Hut zu bringen. Diese Ansicht teilt auch Premier Matteo Renzi: "Natürlich kann eine Mutter auch als Bürgermeisterin amtieren", sagte der Regierungschef, der vor seinem Einzug in den Regierungssitz 2014 als Bürgermeister der Stadt Florenz amtiert hatte.

Seit Oktober ohne gewählten Bürgermeister

Meloni und Bertolaso sind nicht die einzigen Kandidaten im zersplitterten Mitte-rechts-Block. Ins Rennen ziehen auch Francesco Storace, Chef der Rechtspartei "La Destra" (Die Rechte) und der Bauunternehmer Alfio Marchini, der an der Spitze einer Bürgerliste mit Mitte-rechts-Sympathien steht. Auch der Bürgermeister von Verona, Flavio Tosi von der Lega Nord, hat indes wissen lassen, dass er eine Kandidatur erwägt.

Premier Renzi und seine Demokratische Partei (PD), schicken den Vizepräsidenten der Abgeordnetenkammer Roberto Giachetti ins Rennen. Gute Chancen werden der Rechtsanwältin Virginia Raggi eingeräumt, der Kandidatin der populistischen Fünf Sterne-Bewegung um den Starkomiker Beppe Grillo.

Seit dem Sturz von Bürgermeister Ignazio Marino im Oktober ist Rom ohne gewähltes Stadtoberhaupt. Marino musste wegen mehrerer Skandale seinen Hut nehmen. Daraufhin setzte die italienische Regierung den Präfekten Francesco Paolo Tronca als Interims-Statthalter ein.

(APA/ red. )

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