Brüssel: Metro-Attentäter hatte offenbar Komplizen

Polizisten bei der U-Bahn-Station Maelbeek.
Polizisten bei der U-Bahn-Station Maelbeek.REUTERS
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Auf Überwachungsvideos ist neben Khalid El Bakraoui ein zweiter Mann zu sehen. Das heimliche Video eines Atomforschers könnte eine Verbindung zu den Paris-Attentaten darstellen.

Der Selbstmordattentäter in der Brüsseler Metro war nicht alleine unterwegs, berichten der belgische Fernsehsender RTBF und die Zeitung Le Monde. Auf Bildern einer Überwachungskamera sei ein zweiter Mann mit einer großen Tasche zu sehen, heißt es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Donnerstag früh. Er habe Khalid El Bakraoui in die U-Bahn Station bei Maelbeek begleitet. Unklar sei, ob der Verdächtige bei der Explosion getötet wurde oder ob er auf der Flucht sei.

Die Staatsanwaltschaft äußerte sich zunächst nicht zu dem Bericht. Sie wollte im Laufe des Tages eine Pressemitteilung zum Stand der Ermittlungen veröffentlichen.

Bei dem Anschlag in einer U-Bahn in der Station Maelbeek mitten im EU-Viertel kamen am Dienstag nach jüngsten Angaben 20 Menschen ums Leben. Weitere elf Personen starben bei von zwei anderen Selbstmordattentätern ausgelösten Explosionen am Flughafen.

Auch Atomkraftwerk im Visier

Die Bakraoui-Brüder sollen aber nicht nur Flughafen und Metro im Visier gehabt, sondern auch Angriffe auf belgische Atomkraftwerke geplant haben. Bei einer Hausdurchsuchung in der belgischen Hauptstadt nach der Terrorserie in Paris haben Ermittler vergangenen November ein verdächtiges Video gefunden.

Darauf war der Direktor des Zentrums für Nuklearenergie im belgischen Mol bei sich zuhause in Flandern zu sehen. Es umfasste zehn Stunden und dokumentierte den Tagesablauf des Mannes. Obwohl der Forscher nicht direkt mit einem Atomkraftwerk in Verbindung stehe, sei die Existenz dieses Videos "ziemlich heftig", sagte der Sprecher der Atomaufsichtsbehörde AFCN am Mittwoch.

Verbindung zu Paris-Attentaten

Ibrahim und Khalid Bakraoui sollen das Video kurz nach den Pariser Anschlägen vom 13. November 2015 aufgenommen haben. Das interessante daran: Die Aufnahmen wurden bei einer Durchsuchung des Hauses der Frau von Mohamed Bakkali gefunden. Er war einer der Schlüsselfiguren, die nach den Paris-Attentaten in Belgien festgenommen worden waren. Er befindet sich seit November in Haft. Der 28-Jährige soll zwei Verstecke für die Paris-Attentäter gemietet haben.

Nun taucht eine weitere Verbindung zwischen den Paris-Attentaten und den Anschlägen von Brüssel auf: Ibrahim Bakraoui soll Bakkali in einem "Testament" erwähnt haben, das die Polizei bei einer Durchsuchung auf einem Computer gefunden hat. Darin klagte Bakraoui über sein Gefühl gejagt zu werden und dass er nicht in einer Zelle verenden wolle.

>>> Bericht auf Le Monde.

>>> Bericht auf RTBF.

(APA/dpa/Wolfgang Jung/red.)

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