Der serbische Premier pocht auf den Dayton-Friedensvertrag.
Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vucic hat am Donnerstag davor gewarnt, das Urteil gegen den einstigen Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, für politische und sonstige Angriffe auf den bosnischen Landesteil zu nutzen. Serbien könne dies nicht zulassen, unterstrich Vucic mit Blick auf den Friedensvertrag von Dayton.
"Wir wollen niemanden gefährden, niemandem drohen, werden aber nicht zulassen, Serben nur weil sie Serben sind, zu betreten", sagte Vucic nach Angaben der bosnischen Zeitung "Oslobodjenje".
Die serbische Regierung will die am heutigen Donnerstag vom UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien verkündete 40-jährige Haftstrafe bei einer für Freitag einberufenen Regierungssitzung besprechen. Danach sollte es nur eine Presseerklärung, keine Pressekonferenz geben.
Druck auf Änderung von Dayton?
Karadzic war erster Präsident der kurz vor dem Kriegsbeginn in Bosnien im Jahre 1992 selbstproklamierten Republika Srpska. Durch das Dayton-Friedensabkommen, mit dem der dreijährige Krieg Ende 1995 ein Ende beendet wurde, wurde Bosnien-Herzegowina als Staat mit zwei weitgehend autonomen Landesteilen, die bosniakisch-kroatische Föderation und die Serbenrepublik, geschaffen.
Unter bosnischen Serben herrscht offenbar die Befürchtung, dass die Haftstrafe für Karadzic den Druck in Richtung einer Änderung des Dayton-Abkommens verstärken könnte. Der schwerfällige Regierungsapparat, in dem sich die politischen Vertreter der drei Volksgruppen gegenseitig blockieren, wird als wichtigstes Hindernis für die Entwicklung des Balkanlandes und seine Annäherung an die Europäische Union angesehen.
(APA)