Jemen: Islamisten wollen Priester am Karfreitag kreuzigen

Kämpfer jemenitischer Stämme.
Kämpfer jemenitischer Stämme.APA/AFP/ABDULLAH AL-QADRY
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Der Salesianer war bei einem Blutbad an christlichen Nonnen und Pflegern in einem Altenheim in Aden entführt worden.

Ein im Jemen von Islamisten entführter Salesianer-Pater soll nach Plänen seiner Peiniger am Karfreitag gekreuzigt werden. Entsprechende Informationen lagen der christlichen Organisation Christian Solidarity International (CSI) vor. CSI Österreich appellierte an den jemenitischen Botschafter in Wien, sich einzusetzen, um den grausigen Mord zu verhindern.

Bewaffnete Jihadisten hatten Pater Thomas Uzhunnalil (56) Anfang März im Zuge eines Blutbades, das sie in einem von Mutter-Teresa-Schwestern betriebenen Seniorenheim in Aden anrichteten, als Geisel genommen. Der aus Indien stammende Salesianer soll in der Kapelle gebetet haben, als die Islamisten das Gebäude stürmten. Bei dem blutigen Anschlag auf das Heim waren am 4. März 16 Menschen gezielt getötet worden. Die Opfer waren allesamt christliche Nonnen und christliches Pflegepersonal, das einheimische Jemeniten dort betreute.

Der Generalsekretär von CSI-Österreich, Elmar Kuhn, schreibt in seinem Brief an den jemenitischen Botschafter Samy Mansour Amin Al-Basha, der Pater werde von den Islamisten gefoltert. Die Islamisten begingen einen "blasphemischen Akt" gegen das Christentum, der auch vom Koran nicht gebilligt werden könne. Lange hatte Unklarheit über das Schicksal des Salesianers geherrscht.

Papst würdigt tote Frauen als Märtyrerinnen

Die vier Ordensfrauen, die bei dem Massaker getötet wurden, stammten aus Indien, Kenia und Ruanda. Schon mehrmals hatten die Schwestern des von Mutter Teresa gegründeten Ordens in Aden Drohungen erhalten. Doch sie wollten ausharren und ihren Dienst an den alten Menschen fortsetzen. Bei den anderen Opfern des Jihadisten-Kommandos handelte es sich um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegeheims, etliche unter ihnen äthiopische Immigranten. Wie die Behörden in Aden mitteilten, erschossen die bewaffneten Männer zunächst einen Wachmann, stürmten dann das Gebäude und töteten dort arbeitende Schwestern, Pflegekräfte, Fahrer und Köche.

Papst Franziskus hatte die ermordeten Ordensfrauen als Märtyrerinnen gewürdigt, die ihr Blut für die Kirche gaben. Sie seien nicht nur die Opfer ihrer Angreifer geworden, sondern auch Opfer einer "Globalisierung der Gleichgültigkeit", so der Pontifex nach dem Massaker. 1998 waren bereits einmal im Jemen - in Hodeida - drei "Missionarinnen der Nächstenliebe" ermordet worden. Die Behörden erklärten damals, bei dem Angreifer habe es sich um einen "saudiarabischen Geistesgestörten" gehandelt.

Jemen: Armenhaus der arabischen Welt

Der Jemen im Süden der Arabischen Halbinsel gehört zu den ärmsten Ländern der arabischen Welt. Vier Fünftel der gut 26 Millionen Einwohner sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. 2011 brachen Proteste aus, die zum Sturz von Langzeitpräsident Ali Abdullah Saleh führten, seitdem kam das Land nicht zur Ruhe.

Im jemenitischen Bürgerkrieg sind im vergangenen Jahr nach UN-Angaben etwa 9.000 Menschen ums Leben gekommen - mehr als 3.000 davon Zivilisten. Schiitische Houthi-Rebellen kontrollieren große Teile vor allem im Norden und Westen und kämpfen gegen Truppen und Verbündete von Präsident Abed Rabbo Mansour Hadi. Eine von Saudi-Arabien geführte Koalition bombardiert Stellungen der Houthis im Land. Der Einsatz hat die Rebellen bisher nicht maßgeblich in die Enge treiben können.

Internationale Friedensbemühungen blieben bisher erfolglos, die Vereinten Nationen haben vor einer drohenden Hungerkatastrophe gewarnt. Millionen sind ohne sauberes Trinkwasser und ausreichende medizinische Versorgung.

(APA)

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