Aserbaidschan kritisiert, dass Armenien die beschlossene Waffenruhe nicht eingehalten habe. Die Lage in Berg-Karabach bleibt weiterhin instabil.
Der am Dienstag vereinbarte Waffenstillstand in der umstrittenen Kaukasus-Region Berg-Karabach ist brüchig. Armenien und Aserbaidschan warfen sich gegenseitig Verstöße vor.
In den vergangenen 24 Stunden sei die Feuerpause 115 Mal nicht eingehalten worden, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA am Mittwoch unter Berufung auf das aserbaidschanische Verteidigungsministerium. Gleichzeitig warf Armenien Aserbaidschan Verstöße vor. "In Kraft ist bisher nur eine Vereinbarung über die Feuereinstellung", erklärte Armeniens Vize-Verteidigungsminister David Tonojan bereits am Dienstag in der Hauptstadt Eriwan laut RIA. Die Sicherheitsbehörden in Berg-Karabach erklärten am Mittwoch, dass die Waffenruhe entlang der Kontaktlinie weitgehend eingehalten worden sei.
Opferzahlen erhöht
Die Konfliktparteien erhöhten die offizielle Opferzahl der Gefechte vom Wochenende auf mehr als 80. Auf armenischer Seite seien seit Beginn der Kämpfe am Samstag rund 50 Soldaten getötet und mehr als 100 verletzt worden, teilte ein Sprecher aus Berg-Karabach mit. Das Militär in Eriwan hatte zuletzt von etwa 30 Toten berichtet. Aserbaidschan erhöhte die Zahl der eigenen Opfer von 16 auf 31.
Der Waffenstillstand war am Dienstag von den Generalstäben der armenischen und aserbaidschanischen Armee vereinbart worden. Bergkarabach hatte sich in den 1990er Jahren für unabhängig von Aserbaidschan erklärt, wird von Armenien kontrolliert und von beiden Seiten beansprucht. 1994 hatte ein Waffenstillstandsabkommen einen Krieg zwischen beiden ehemaligen Sowjetrepubliken beendet. Vor wenigen Tagen waren aber erneut heftige Kämpfe ausgebrochen.
Diplomatische Bemühungen
Angesichts der Spannungen zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Südkaukasusregion Berg-Karabach verstärkt Russland seine diplomatischen Bemühungen um eine Deeskalation. Außenminister Sergej Lawrow kündigte für diesen Freitag ein Treffen mit seinem armenischen Kollegen Edward Nalbandjan in Moskau an.
Zudem reise Lawrow am 21. und 22. April nach Armenien, teilte das russische Außenministerium am Mittwoch mit. An diesem Donnerstag will Lawrow bereits in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku Gespräche führen. Zudem wird Ministerpräsident Dmitri Medwedew noch diese Woche in Armenien und Aserbaidschan erwartet.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan meldete sich zu Wort. Er hoffe, dass Armenien die Anstrengungen Aserbaidschans zur Kenntnis nehme. Russland gilt als militärische Schutzmacht Armeniens, die Türkei ist mit Aserbaidschan verbündet.
Treffen mit Merkel
Der armenische Präsident Serzh Sargsyan trifft am Mittwoch mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin zusammen. Deutschland hat derzeit den Vorsitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
(Reuters/APA)