Südkorea: Abgeordnete prügeln sich im Parlament

(c) AP (Lee Jin-man)
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Am Mittwoch flogen im südkoreanischen Parlament die Fäuste, als über eine Reihe neuer Gesetze abgestimmt wurde. Die sind Teil der geplanten Reformen unter Präsident Lee Myung-bak.

Die Abgeordneten schrien, schlugen um sich und versuchten sich gegenseitig zu Boden zu werfen. So abenteuerlich gestaltete sich die Sitzung am Mittwoch im südkoreanischen Parlament. Was zu dem handgreiflichen Streit führte, waren eine Reihe von Gesetzesvorlagen, die Medien und Banken betrafen.

Die Gesetze sind Teil von geplanten Reformen der regierenden Konservativen, die die südkoreanische Wirtschaft antreiben und konkurrenzfähiger machen sollen. Auf wenig Gegenliebe stoßen sie bei der linksgerichteten Opposition. Sie kritisiert, dass die Gesetze zu einem größeren Einfluss von Konglomeraten auf die Wirtschaft führen könnten.

Die Änderungen bei Medieneigentumsgesetzen, vor allem die Erlaubnis, dass Unternehmen und Zeitungen sich bei Rundfunkgesellschaften einkaufen dürfen, zählt zu den am meisten kritisierten Reformen von Premierminister Lee Myung-bak. Sie hat auch die Spaltung innerhalb der Regierungsparty "Grand National Party" (GNP) verstärkt. Die Opposition beschuldigt die Regierung, sich durch den Zugang der auflagenstärksten konservativen Zeitungen zum Fernsehgeschäft eine regierungsfreundliche Berichterstattung erkaufen zu wollen.

Sicherheitsbeamte beschützten Redner

Weiters wurde ein Gesetz verabschiedet, das nicht in der Finanzbranche tätigen Firmen ermöglicht, einen Anteil von bis zu neun Prozent an Finanzholding-Unternehmen halten zu können. Eine kritische Abstimmung steht dem südkoreanischen Parlament noch bevor. Es geht um die Fristverlängerung für Vertragsarbeiter. Unter dem aktuellen Gesetz müssen Arbeitgeber Vertragsarbeiter nach zwei Jahren in teurere Angestellte umwandeln. Diese Frist soll auf vier Jahre verlängert werden.

Während der Abstimmung am Mittwoch kam es dann zum handgreiflichen Eklat. Abgeordnete riefen "Liquidiert die GNP!" und versuchten, andere an der Abstimmung zu hindern. Sicherheitskräfte des Parlamentes mussten die Sprecher am Podium vor potenziellen Angreifern schützen. Die Opposition weigerte sich überhaupt, abzustimmen. Trotzdem schaffte es die GNP wegen ihrer Mehrheit in der Nationalversammlung, die neuen Gesetze durchzubringen.

Anscheinend kommen Prügeleien im südkoreanischen Parlament gar nicht so selten vor. Hier eine etwas ältere Aufnahme von einem ähnlichen Vorfall:

Prügelei im südkoreanischen Parlament

(Ag.)

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