Iran stellt neuen Kampfpanzer vor

Iranischer
Iranischer "Tiam"-PanzerIRNA
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Der "Tiam" wurde primär aus alten chinesischen und US-Komponenten gefertigt und stellenweise dicht mit Reaktivpanzerungselementen bestückt. Sein Kampfwert dürfte eher mäßig sein.

Weil der Iran seit Jahrzehnten aufgrund bilateraler und internationaler Sanktionen nur begrenzt Zugang zum internationalen Waffenmarkt hat, hat sich dort eine recht aktive nationale Militärindustrie entwickelt, die, wenngleich mit bisweilen zweifelhafter Qualität, so ziemlich alles baut, vom Sturmgewehr bis zu Düsenflugzeugen. Nun haben die Iraner jüngst mehrere neue Kampffahrzeuge vorgestellt, darunter einen Kampfpanzer namens "Tiam".

Auf den ersten Blick wirkt das Gefährt etwas zweifelhaft und nicht als echter Neubau, sondern als Verschmelzung von Komponenten bestehender Panzer etwa russischer, chinesischer und amerikanischer Provenienz. Tatsächlich sprechen Panzerexperten etwa beim Militärfachmagazin "Jane's Defence" und der Onlineplattform "Tank and AFV News" davon, dass das Chassis des Tiam im Grunde ein alter M47M aus iranischen Beständen ist, eine motorisch und beim Zielerfassungsystem verbesserte Variante des amerikanischen M47 "Patton", der seinerseits auf Anfang der 1950er datiert. Der M47M wird im Iran seit den 1970ern betrieben, mehr als 400 Stück sollen direkt von den USA verkauft worden sein, 170 sollen noch aktiv sein.

Tiam
TiamIRNA

Der M47 war übrigens von 1957 bis Anfang der 1980er auch im Bundesheer im Einsatz, etwa 150 Stück wurden einst angeschafft. Einer der M47-Fahrer im Bundesheer ist später doch einigermaßen bekannt geworden: Arnold Schwarzenegger wurde als 18Jähriger im Grundwehrdienst auf dem Panzer ausgebildet.

Arnold Schwarzenegger fuhr im Bundesheer den M47
Arnold Schwarzenegger fuhr im Bundesheer den M47Bundesheer/ Eric Charbonneau

Die iranischen Militärs indes stellten schon im April 2014 eine Version des M47M namens "Sabalan" vor, die mit einer gezogenen 105-Millimeter-Kanone statt der originalen 90-mm-Kanone bestückt ist. Auch der Tiam weist eine 105-mm-Waffe auf, allerdings stamme der Turm, so heißt es, nicht von einem M47 sondern augenscheinlich von einem chinesischen Type 59 oder 69, also ebenfalls von stark angejahrten Gefährten.

Besonders auffällig am Tiam ist die dichte Bestückung mit reaktiven Panzerungselementen, vor allem am Turm, an der Front und seitlich. Die ziegelförmigen Elemente sollen Panzerabwehrgeschosse mit Hohlladungssprengköpfen, also etwa solche von Panzerfäusten, neutralisieren, indem - simpel gesagt - deren Explosion beim Aufschlag eine gegenläufig wirkende Explosion entgegengesetzt wird. Siehe auch diesen Link.

Völlig unzeitgemäße Panzerung

Sowohl der Turm als auch die Wanne des Tiam sind angesichts der benutzten alten Komponenten noch aus homogenem Panzerstahl gefertigt. Seit den 1960ern sind im Panzerbau allerdings weit widerstandsfähigere Mehrschichtpanzerungen (Verbundpanzerungen) aus verschiedenen Materialien üblich, darunter Stahl, Weichmetall, Keramik, Glas, Kunststoff und sogar mit integrierten Hohlräumen. Insgesamt ist der Kampfwert des Tiam auf einem modernen Gefechtsfeld wohl ziemlich beschränkt und stellt für moderne Panzer und Panzerabwehrsysteme keinen besonderen Gegner dar.

Kampfpanzer
Kampfpanzer "Zulfiqar", benannt nach dem legendären Schwert von Ali, dem vierten Kalifen und erstem Imam der Schiiten. wikipedia/military.ir

Der aktuelle Bestand an Kampfpanzern im Iran wird auf etwa 1600 bis 1900 Stück geschätzt, deren Einsatzbereitschaft häufig fraglich ist. Zudem gibt es typenmäßig einen ziemlichen Wildwuchs: So stehen im Arsenal teils importierte, teils in Lizenz gebaute Panzer der Typen Chieftain (Großbritannien), M60 (USA), T-54/55 und T-72S (Russland) und Type 69 (China). Im Iran entwickelt wurde etwa der "Zulfiqar" (rund 150 Stück), der vom M60 und T-72 abgeleitet wurde und mittlerweile optisch dem amerikanischen M1 "Abrams" ähnelt.

>>> Video: Der Tiam (ab ca. Min. 0.57)

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