Terror-Drahtzieher Abdeslam nach Frankreich überstellt

APA/AFP
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Sechs Wochen nach der Festnahme in Brüssel hat Belgien Salah Abdeslam, den Cheflogistiker der Terrorserie in Paris, nach Frankreich ausgeliefert.

Salah Abdelslam, einer der Drahtzieher der Terroranschläge in Paris im November 2015, ist am Mittwoch von Belgien nach Frankreich überstellt worden. Die belgische Staatsanwaltschaft hatte ihn wegen versuchten Mordes beschuldigt. Er soll an einer Schießerei zwischen drei Männern und Polizisten am 15. März in der Brüsseler Gemeinde Forest beteiligt gewesen sein.

Bei einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris hatten drei Verdächtige das Feuer auf die Polizisten eröffnet. Zwei der Angreifer konnten in der Folge fliehen, einer wurde von einem Scharfschützen der Polizei getötet. In der Wohnung der Angreifer wurden Fingerabdrücke von Salah Abdeslam gefunden. Drei Tage später wurde Abdeslam im Brüsseler Stadtteil Molenbeek gefasst. Vier Tage danach, am 22. März, wurden bei den Selbstmordattentaten von Brüssel 32 Menschen getötet.

Der meistgesuchte Mann Europas

Nach der Festnahme von Abdeslam hatte FRankreich dessen Auslieferung beantragt. Belgien stimmte dem Gesuch zu. Abdeslam war nach den Anschlägen von Paris am 13. November, bei denen 130 Menschen getötet wurden, als einer der Hauptverdächtigen gesucht worden. Er galt über vier Monate als der meistgesuchte Mann Europas, entwischte der französischen Polizei bei Routinekontrollen mehrmals nur Stunden nach den Pariser Anschlägen. Zuvor war er auch nach Deutschland, Österreich und Ungarn gereist. Der 26-Jährige stammt aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek, wo er mit Komplizen die Anschläge von Paris vorbereitet haben soll.

"Intelligenz eines leeren Aschenbechers"

Sven Mary, Abdeslams belgischer Anwalt, hat seinen Mandanten als Terroristen mit der "Intelligenz eines leeren Aschenbechers" bezeichnet. Er sei "ein kleines Arschloch aus Molenbeek, hervorgegangen aus der Kleinkriminalität". In der französischen Zeitung "Liberation" sagt Mary, dass Abdeslam "eher ein Mitläufer als ein Anführer" sei.

"Er hat die Intelligenz eines leeren Aschenbechers, er ist von einer grenzenlosen Leere. Er ist das perfekte Beispiel für die Generation GTA (Grand Theft Auto - schwerer Autodiebstahl), die glauben, dass das Leben ein Videospiel" sei. "Ich habe ihn gefragt, ob er den Koran gelesen hat, was ich getan habe. Er hat mir geantwortet, dass er die Interpretation des Islam im Internet gelesen hat. Für einfache Geister ist das perfekt, das Netz, das ist das Maximum, das sie verstehen können", heißt es im Interview des Anwalts mit "Liberation".

Sven Mary, der nach der Überstellung von Abdeslam von Belgien nach Frankreich künftig eher nicht mehr mit der Verteidigung betraut sein dürfte, hat sein Unbehagen über die Annahme des Mandats ausgedrückt. "Die Araber haben mir gratuliert, während die Nicht-Araber mich mit Hass angesehen haben. Das ist sehr ungesund". Er sei auch mehrmals angegriffen worden, teils gewalttätig. "Zwei Typen haben vor meiner Kanzlei gewartet und es ist zu einer Auseinandersetzung gekommen, aber ich kann mich verteidigen. Mehrmals hat die Polizei meine Töchter zur Schule begleiten müssen", erzählte Mary.

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