Teheran hält Festival für Holocaust-Karikaturen ab

Zarif listens as Kerry speaks to the media during a meeting in New York
Zarif listens as Kerry speaks to the media during a meeting in New YorkREUTERS
  • Drucken

Außenminister Zarif distanziert sich von antisemitischem Wettbewerb, den Hardliner organisiert haben.

Kairo/Teheran. Irans Außenminister, Mohammed Javad Zarif, reagierte gereizt. „Betrachten Sie den Iran nicht als Monolithen. Die iranische Regierung unterstützt oder organisiert nicht ein Karikaturenfestival dieser Art“, sagte er im Interview mit dem „New Yorker“, als er nach dem neuerlichen Holocaust-Wettbewerb seines Landes gefragt wurde. Verantwortlich dafür seien NGOs, die nicht von der iranischen Regierung kontrolliert würden, erklärte er. Auch die US-Regierung werde schließlich nicht für den Ku-Klux-Klan haftbar gemacht.

Zarif weiß: Das von Hardlinern für Juni ausgelobte judenfeindliche Zeichnertreffen wird dem internationalen Ansehen der Islamischen Republik schaden. Das Gleiche gilt für die Raketentests der Revolutionsgarden, die Israel von iranischem Territorium aus erreichen können. Zuletzt machte Präsident Rohani Front gegen israelfeindliche Propaganda. In einem Brief an Revolutionsführer Ali Khamenei verlangte er, die Aufschrift „Tod für Israel“ von Raketen zu entfernen.

Der erste Karikaturenwettbewerb 2006 war eine Idee von Vorgängerpräsident Mahmoud Ahmadinejad, einem Antisemiten, der den Holocaust leugnet. Organisatoren waren das iranische Haus der Karikaturen, welches von der Stadt Teheran finanziert wird, sowie die Zeitung „Hamshahri“, das offizielle Sprachrohr der Stadtverwaltung.

2015 beim zweiten und jetzt 2016 führen auch das Owj- und Sarsheshmeh-Kulturzentrum Regie, die beide von den Revolutionsgarden und den gefürchteten Basij-Milizen finanziert werden. Gab es 2015 noch 12.000 Dollar für den Sieger, sollen es in diesem Jahr 50.000 Dollar sein. Gezeigt werden die Siegerblätter auf der elften Karikaturen-Biennale in Teheran, die das Ministerium für Kultur und Islamische Führung ausrichtet.

Parallel dazu schrieb der Islamische Studentenverband der Uni Isfahan einen Holocaust-Karikaturenwettbewerb aus. Das Preisgeld sind 35 Dollar. Die Karikaturen sollten das „falsche Szenario des Holocaust“ entlarven, heißt es in der Ankündigung, über der ein judenfeindliches Plakat prangt. (m.g)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.