Trump zieht die Sexismus-Karte

Republican U.S. presidential candidate Donald Trump speaks during his five state primary night event in New York City
Republican U.S. presidential candidate Donald Trump speaks during his five state primary night event in New York CityREUTERS
  • Drucken

Donald Trump nimmt Hillary Clinton mit frauenfeindlichen Sprüchen ins Visier. Nur eine Niederlage in Indiana kann seine Kür zum republikanischen Kandidaten verhindern.

Washington. Nach den fünf republikanischen Vorwahlen vom Dienstag müssen die parteieigenen Gegner des Baumilliardärs und Selbstvermarkters Donald Trump festhalten, dass ihre Kampagne zur Verhinderung seiner Kandidatur für die US-Präsidentschaft gescheitert ist. Trump gewann alle fünf Bewerbe in Connecticut (mit 57,7 Prozent), Delaware (60,8 Prozent), Maryland (54,4 Prozent), Pennsylvania (56,7 Prozent) und Rhode Island (52,4 Prozent). Er war mit Ausnahme einer Handvoll Wahlkreise überall in diesen Teilstaaten erfolgreich und kassierte dafür 109 der 117 verfügbaren Delegiertenstimmen für den Parteitag im Juli.

Trumps Herausforderer waren chancenlos: Der texanische Senator Ted Cruz erhielt bloß in Rhode Island drei Delegierte, wo auch der Gouverneur von Ohio, John Kasich, fünf zugesprochen bekam.

Panik bei den Konservativen

„Ich halte mich für den mutmaßlichen Kandidaten“, erklärte Trump und forderte Cruz und Kasich zur Aufgabe auf. Die Arithmetik spricht für ihn. Trump ist der einzige der drei republikanischen Bewerber, der noch rechnerische Chancen hat, die für eine Nominierung erforderliche Mehrheit von 1237 Delegierten zu erringen. Derzeit kann er 953, Cruz 546 und Kasich 153 Delegierte für sich beanspruchen.

Die unter dem der Parole „Never Trump“ agierenden Republikaner, die seine Kandidatur für ihre Partei verhindern wollen, können nun bloß darauf hoffen, dass Cruz nächsten Dienstag die Vorwahl in Indiana gewinnt. Das ist neben Kalifornien der einzige Teilstaat, in dem Trump erstens (zumindest laut den Meinungsumfragen) nicht haushoch vor Cruz und Kasich liegt und zweitens ausreichend viele Delegierte auf dem Spiel stehen, um ihm die Mehrheit zu verwehren.

Zu diesem Zweck haben die „Never Trump“-Aktivisten einen Nichtangriffspakt für Indiana zwischen Cruz und Kasich geschlossen. Ob er hält und wirkt, ist fraglich, denn so ein Arrangement erfüllt jenes Klischee einer manipulativen Parteielite, mit dem Trump erfolgreich bei eher unpolitischen, aber zornigen weißen Mitgliedern der Arbeiterschicht hausieren geht.

Sollte Trump keine 1237 Delegierte erreichen, wäre auf dem Parteitag in Cleveland nach dem ersten Wahlgang alles offen.

Trumps Geschick, mit bisher nur durchschnittlich 38 Prozent der Stimmen bei den Vorwahlen die republikanischen Kandidatenauswahl zu beherrschen, hat die Grand Old Party zutiefst erschüttert. Die Konservativen fürchten nun, die Mehrheit im Senat zu verlieren, und zwar aus zwei Gründen. Erstens zeigen ihre vertraulichen Umfragen, dass Trump viele moderate Wähler ins Lager der Demokraten treiben könnte. Hillary Clinton, die mutmaßliche Kandidatin der Demokraten, wandte sich am Dienstag nach ihren vier Wahlsiegen in denselben fünf Staaten gezielt an „umsichtige Republikaner“. Zweitens leidet die Republikanische Partei unter akutem Geldmangel, weil viele ihrer Gönner aus Abneigung gegen Trump das Scheckbuch verweigern.

Clinton klar vor Trump

Trump übte sich am Dienstagabend in seiner Siegesansprache wieder in jener Frauenfeindlichkeit, die ihm seit Monaten Kritik von allen Seiten bringt. „Ich nenne sie betrügerische Hillary. Sie wird eine schreckliche Präsidentin sein. Sie hat nicht das Standvermögen, um mit China und anderen Dingen umzugehen. Die einzige Karte, die sie hat, ist die Frauenkarte. Sie hat sonst nichts anzubieten. Und, ehrlich gesagt, wenn Hillary Clinton ein Mann wäre, denke ich nicht einmal, dass sie fünf Prozent der Stimmen bekäme. Und das Schöne ist: Frauen mögen sie nicht.“

Die Vorwahlen vom Dienstag widerlegten diese Behauptung. Clinton erhielt in allen Staaten mehr Stimmen als er, in Maryland sogar mehr als doppelt so viele. Und im wichtigen „Swing State“ Pennsylvania wählten sie 60 Prozent der Frauen – die zugleich 60 Prozent der Wählerschaft stellten. In Summe hat sie bisher 12,2 Millionen Stimmen erhalten, Trump hingegen nur 10,1 Millionen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.