Syrien: UNO warnt vor völligem Ende der Waffenruhe

Helfer suchen nach einem Bombenangriff nach Überlebenden.
Helfer suchen nach einem Bombenangriff nach Überlebenden.REUTERS
  • Drucken

Sondergesandte Mistura fordert die USA und Russland zu einer gemeinsamen Friedensinitiative auf. Die Zahl ziviler Todesopfer ist drastisch gestiegen.

Alles umsonst? Am Mittwoch ist in Genf die dritte Runde der indirekten Gespräche zwischen Vertretern der syrischen Regierung und verschiedener Oppositionsgruppen zu Ende gegangen. Doch ein Ende des Konflikts im Bürgerkriegsland scheint nach wie vor in weiter Ferne. Der UN-Sonderbeauftragte für Syrien Staffan de Mistura warnt vor einem völligen Zusammenbruch der Waffenruhe.

In den vergangenen 48 Stunden sei in Syrien alle 25 Minuten ein Zivilist getötet worden. De Mistura hat daher die USA und Russland zu einer neuen gemeinsamen Friedensinitiative "auf höchster Ebene" aufgerufen. Erst wenn die Angriffe in Aleppo und anderen Orten aufhörten, sehe er die Möglichkeit, einen Termin für die Fortsetzung der Genfer Syrien-Gespräche anzusetzen. Denn die anhaltende Gewalt erschwere die Gespräche zwischen Regierung und Opposition.

Der im Februar maßgeblich von Washington und Moskau durchgesetzte Waffenstillstand sei "in großer Gefahr und kann jederzeit kollabieren", warnte De Mistura. Er hoffe auf eine neue gemeinsame Initiative beider Mächte. Danach sollten erneut die Außenminister der Internationale Syrien-Unterstützergruppe (ISSG) zusammenkommen. Zur ISSG gehören neben der Arabischen Liga, der Europäischen Union und den Vereinten Nationen auch 17 Länder, darunter Russland, die USA, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, der Iran, die Türkei und Saudi-Arabien.

Gemeinsame Ansätze für Übergangsprozess

De Mistura betonte, bei der am Mittwoch planmäßig abgeschlossenen dritten Gesprächsrunde seien zumindest einige gemeinsame Ansätze für einen politischen Übergangsprozess erkennbar gewesen. Es bestehe weitgehend Einigung darüber, dass für Syrien eine Übergangsregierung gebraucht werde, die eine neue Verfassung vorbereiten solle.

Allerdings gebe es dabei noch "erhebliche Differenzen", räumte der UN-Vermittler ein. Während die wichtigsten Oppositionsgruppen den Abgang des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verlangten, hat die Abordnung des Regimes stets betont, die künftige Rolle Assads stehe in Genf nicht zur Diskussion.

Die nächste Gesprächsrunde solle schnellstmöglich angesetzt werden, sagte De Mistura. Er hoffe, dass dafür im Mai ein konkretes Datum genannt und dann im Juli eine größere Bilanz der Gespräche gezogen werden kann.

HNC suspendiert Teilnahme

Die wichtigste Oppositionsvertretung - das Hohe Verhandlungskomitee (HNC) - hatte in der zurückliegenden Woche ihre formelle Teilnahme an den Genfer Gesprächen suspendiert. Als Grund nannte sie Angriffe von Regierungstruppen, die ein Verstoß gegen die Waffenruhe seien. Zudem protestierte sie gegen erneute Behinderungen humanitärer Hilfe für Menschen in belagerten Gebieten.

Seit 2012 sind bereits zwei Mal Versuche gescheitert, in Genf zu einer Verhandlungslösung für den Syrien-Konflikt zu kommen. Der Bürgerkrieg dauert bereits seit rund fünf Jahren an. Weit mehr als 250.000 Menschen haben ihr Leben verloren. Mehr als 4,5 Millionen Syrer flohen ins Ausland - viele von ihnen bis nach Deutschland und Österreich und in andere Länder Europas.

(APA/dpa/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wer hat das Flüchtlingslager in der Provinz Idlib angegriffen? Die syrische Regierung oder Islamisten?
Außenpolitik

Angriff auf Flüchtlingslager: Keiner will es gewesen sein

Die Opposition und die UNO machen die Regierung für das Bombardement des Spitals mit etwa 30 Toten verantwortlich. Assads Militär ortet Rebellen als Schuldige.
A boy rides a bicycle near damaged buildings in the rebel held area of Old Aleppo
Außenpolitik

Syrien: Waffen schweigen, die Angst bleibt

Eine Waffenruhe, die nach zwei Wochen schwerer Kämpfe in der nordsyrischen Großstadt Aleppo von den USA und Russland vermittelt worden war, hielt vorerst.
Aufnahme aus Aleppo vom Dienstag
Außenpolitik

Syrien: Waffenruhe in Aleppo scheint zu halten

Trotz der im Februar ausgehandelten Waffenruhe war die ehemals größte Stadt des Landes seit Wochen Schauplatz heftiger Kämpfe.
TURKEY-SYRIA-CONFLICT
Außenpolitik

Türkei bombardiert IS-Ziele in Syrien

Vergeltung für IS-Anschlag am Sonntag, Feuerpause in Damaskus verlängert.
Schulkinder in der Hauptstadt Damaskus.
Außenpolitik

Kerry: "Situation in Syrien außer Kontrolle geraten"

Das "Regime der Ruhe" für Damaskus wurde verlängert. Auch die besonders heftig umkämpfte Stadt Aleppo könnte in die regionalen Feuerpausen einbezogen werden, sagt US-Außenminister Kerry.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.