Demonstranten stürmten Parlament in Bagdad

Followers of Iraq´s Shi´ite cleric Moktada al-Sadr
Followers of Iraq´s Shi´ite cleric Moktada al-Sadr(c) REUTERS (� Ahmed Saad / Reuters)
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Medien berichten von Schüssen in Bagdads Regierungsviertel. Zuvor war ein neuer Anlauf zu Bildung einer Expertenregierung gescheitert.

Nach dem Eindringen Tausender irakischer Demonstranten in die hochgesicherte Grüne Zone und das Parlament in der Hauptstadt Bagdad hat sich die Lage offenbar zugespitzt. Die irakische Nachrichtenseite Alsumaria News berichtete am Samstagnachmittag von Schüssen und dem Einsatz von Tränengas.

Zuvor hatten Anhänger des Schiitenpredigers Muktada al-Sadr im Abgeordnetenhaus Sprechchöre angestimmt und irakische Fahnen geschwenkt, wie das Fernsehen berichtete. In der Grünen Zone liegen neben dem Parlament auch Ministerien und Botschaften.

Die Demonstranten protestierten gegen die Verschiebung einer Abstimmung im Parlament über ein Technokratenkabinett. Seit Monaten tobt im Irak ein Konflikt um politische Reformen, die der schiitische Regierungschef Haidar al-Abadi zugesagt hat.

Tausende aufgebrachte Menschen waren in die stark gesicherte "Grüne Zone" von Bagdad eingedrungen, in der neben dem Parlament auch der Regierungssitz und zahlreiche Botschaften liegen. "Ihr bleibt nicht hier! Das ist euer letzter Tag in der 'Grünen Zone'", rief ein Demonstrant den verschreckten Parlamentariern entgegen.

Abgeordnete flohen

Die Protestierenden blockierten einen Ausgang des Regierungsviertels mit Stacheldraht und hinderten Abgeordnete so, vor dem Chaos zu fliehen. Mehrere Wagen, in denen Abgeordnete vermutet wurden, wurden attackiert.

Zu den Anführern der Proteste gehört der einflussreiche schiitische Geistliche Moktada al-Sadr. Er hatte am Samstagvormittag bei einem Auftritt in der heiligen Stadt Najaf den politischen Stillstand im Land verurteilt, aber nicht zum Eindringen in die "Grüne Zone" aufgerufen.

Das Land ist seit Monaten politisch gelähmt. Angesichts von Massenprotesten und immer lauteren Reformforderungen versucht Ministerpräsident Haidar al-Abadi seit Wochen, sein Regierungsteam durch ein neues Kabinett aus Experten zu ersetzen, die nicht nach konfessionellen oder parteilichen Kriterien ausgewählt werden. Mehrere Parteien wollen das verhindern, weil sie dann die Kontrolle über wichtige Ministerien verlieren würden.

(APA/AFP)

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