Clan festigt Macht: Kims Schwester als Nummer zwei

Porträt: Nordkoreas Diktator will Kim Yo-jong zur Stellvertreterin küren.

Staatsgründer Kim Il-sung hatte genügend Zeit, seinen Sohn als Nachfolger aufzubauen. Für Kim Jong-il war es schwieriger, die Herrschaft über Nordkorea nahtlos an seinen Nachwuchs weiterzugeben. Als er 2011 mit 69 Jahren starb, war sein Sohn Kim Jong-un keine 30 Jahre alt. Er hat noch gar keinen geeigneten Nachwuchs im regierungsfähigen Alter vorzuweisen. Bis es so weit ist, soll daher seine Schwester als Vize herhalten.

Südkoreanische und japanische Medien spekulieren, dass Kim Jong-un schon am Parteikongress in den nächsten Tagen seine jüngere Schwester, Kim Yo-jong, zur Nummer zwei des stalinistisch regierten Arbeiterstaates küren könnte. Derzeit ist die 28-Jährige noch als stellvertretende Leiterin der Propagandaabteilung des Zentralkomitees tätig. Sie diente ihrem Bruder auch schon als Stabschefin.

Zuständig für Personenkult

Wie ihr Bruder lebte auch Yo-jong zwischen 1996 und 2000 in der Schweiz, sie besuchte dort die Grundschule. Nach ihrer Rückkehr studierte sie Informatik, sie soll zudem fließend Englisch und Französisch sprechen.

Sie war auch als mögliche Nachfolgerin in der Kim-Dynastie im Gespräch. Öffentlich war sie erst beim Begräbnis ihres Vaters im Dezember 2011 in Erscheinung getreten. Als stellvertretende Propagandachefin ist sie für den Personenkult um ihren Bruder zuständig. Als Kim Jong-un 2014 für sechs Wochen von der Bildfläche verschwand, übernahm sie zwischenzeitlich die Amtsgeschäfte. Sie gilt als resolut und kaltblütig. Vor einem Jahr heiratete sie Choe Song, den Sohn eines einst mächtigen Generals. (lee)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2016)

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