Teheran: Kritik an antiisraelischem Karikaturen-Wettbewerb

Die umstrittene Ausstellung begann am Samstag
Die umstrittene Ausstellung begann am SamstagAPA/AFP/ATTA KENARE
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Die iranische Regierung distanziert sich von einem Karikaturen-Wettbewerb, dem Holocaust-Leugnung vorgeworfen wird.

In Teheran ist am Samstag eine Ausstellung mit 150 antiisraelischen Karikaturen aus 50 Ländern eröffnet worden. Wie der Veranstalter Massoud Shojaei Tabatabaie, selbst Karikaturist, mitteilte, soll es für die beste Karikatur 12.000 Dollar (10.600 Euro) geben. Er wies Kritik zurück, durch die Bilder werde der millionenfache Mord an Juden während des Zweiten Weltkriegs geleugnet.

Der Wettbewerb fällt mit den von den Palästinensern begangenen Veranstaltungen zum Gedenken an die Nakba (Katastrophe) am Sonntag zusammen. Damit erinnern sie an Vertreibung und Flucht von rund 760.000 Landsleuten, die 1948 auf die Gründung des Staats Israel folgte. Auf mehreren Zeichnungen ist der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu als Terrorist oder als Kämpfer der Jihadistenmiliz Islamischer Staat mit einem Säbel in der Hand zu sehen. Eine Karikatur zeigt eine Karte des Nahen Ostens. Dort wo sich Israel befindet, steht ein Sarg mit der Aufschrift "Holocaust", der Palästinenser zerquetscht.

Regierung distanziert sich

Die iranische Regierung hat sich vom Karikaturenwettbewerb distanziert. Außenminister Mohammad Jawad Zarif sagte, verantwortlich sei eine Nichtregierungsorganisation, von den Behörden gebe es keinerlei Unterstützung. Der ehemalige iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad hatte den millionenfachen Mord an den Juden während der Nazi-Herrschaft wiederholt als Märchen abgetan. Sein Nachfolger Hassan Rouhani ist zwar auch ein scharfer Kritiker Israels, distanzierte sich 2013 aber von Ahmadinejads Äußerungen. Der Holocaust sei eine bittere historische Tatsache, die auch der Iran verurteile.

Veranstalter Tabatabaie sagte: "Wir wollen weder etwas leugnen noch beweisen." Er respektiere jedes einzelne Holocaust-Opfer. Es gehe ihm vielmehr um "den Missbrauch des Holocaust durch Israel für politische Ziele in Palästina", sagte er. Hauptthema der Ausstellung sei ein "Neo-Holocaust", der den Palästinensern von Israel angetan werde. Der Massenmord der Nazis und ihrer Helfer an europäischen Juden gilt jedoch in seiner Art und der Zahl von etwa sechs Millionen Opfern als einzigartig und nicht mit dem Streit zwischen Israelis und Palästinensern um Land vergleichbar.

Absage im Vorjahr

Eine ähnliche Karikaturen-Schau war im vergangenen Jahr im letzten Augenblick abgesagt worden, angeblich weil der Veranstalter erkrankt war. Vermutet wurde, dass die iranische Führung die Ausstellung damals in der Schlussphase der Atomverhandlungen mit dem Westen nicht für opportun hielt.

(APA/AFP/dpa)

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