Nur Stunden nach der Wiener Einigung auf eine Waffenruhe flammte der Konflikt erneut auf.
Wien/Baku/Jerewan. Die Hoffnung währte nur wenige Stunden lang: Kaum hatten sich die Präsidenten Armeniens und Aserbaidschans, Sersch Sargsjan und Ilham Alijew, bei ihrem Treffen in Wien in der Nacht auf Dienstag auf eine Erneuerung der Waffenruhe geeinigt, kamen aus dem umstrittenen Gebiet Berg-Karabach neue Meldungen der Gewalt.
Zunächst erklärte das Verteidigungsministerium der von armenischen Separatisten kontrollierten Region, ein Soldat sei durch Bombardements von aserbaidschanischer Seite getötet worden. Wenig später gab Aserbaidschan bekannt, seinerseits einen Soldaten durch den Beschuss von armenischen Truppen verloren zu haben.
Dabei hatten Sargsjan und Alijew bei ihrem Wiener Gipfeltreffen – dem ersten seit der jüngsten Eskalation des Konflikts im April – erst kurz nach Mitternacht ihren Willen zu einer friedlichen Lösung bekräftigt. Sie hatten sich darauf geeinigt, einen Mechanismus zu schaffen, um Zwischenfälle an der Waffenstillstandslinie schnell aufzuklären. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) soll die Waffenruhe überwachen und dafür mehr Personal erhalten. Außerdem wurde ein weiteres Treffen der beiden Präsidenten im Juni vereinbart.
„Vorsichtiger Optimismus“
Die beiden früheren Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan streiten seit vielen Jahren um Berg-Karabach. Anfang der 1990er-Jahre hatte der Konflikt zu mehr als 20.000 Toten, einer Million Vertriebenen und der Eroberung des Territoriums durch armenische Truppen geführt.
Das Treffen in Wien war unter Vermittlung der USA, Frankreichs und Russlands zustande gekommen. Trotz der erneuten Gewalt begrüßte Kreml-Sprecher Dimitri Peskow am Dienstag in Wien die Ergebnisse: „Wir wollen glauben, dass es eine Basis für vorsichtigen Optimismus gibt.“ (ag./red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2016)