UN: Humanitäre Hilfe für Jemen "schockierend verringert"

Seit 2014 kämpfen Houthi-Milizen und regierungsnahe Truppen gegeneinander.
Seit 2014 kämpfen Houthi-Milizen und regierungsnahe Truppen gegeneinander.REUTERS
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Nur rund 16 Prozent der benötigten 1,6 Milliarden Euro seien bisher eingegangen. Amnesty wirft den Houthi-Rebellen brutales Vorgehen gegen Gegner vor.

Die humanitäre Hilfe für den vom Bürgerkrieg zerrütteten Jemen ist nach Angaben der Vereinten Nationen dramatisch unterfinanziert. Nur rund 16 Prozent der benötigten 1,8 Milliarden Dollar (etwa 1,6 Milliarden Euro) seien bisher eingegangen, sagte John Ging, Manager der UN-Nothilfebehörde, am Dienstag in New York.

"In den vergangenen Monaten hat sich die Zahl der Spender für die humanitäre Hilfe für die Menschen im Jemen schockierend verringert." Während unter anderem die USA, Großbritannien, die Europäische Union und Japan schon Geld überwiesen hätten, sei beispielsweise vom Nachbarland Saudi-Arabien in diesem Jahr noch nichts gekommen. Rund 7,6 Menschen in dem seit 2014 vom Bürgerkrieg gebeutelten Jemen brauchen derzeit dringend humanitäre Hilfe.

Verhaftungen und "Verschwindenlassen"

Auch Amnesty International hat einen schockierenden Bericht veröffentlicht. Sie hat den schiitischen Houthi-Rebellen ein brutales Vorgehen gegen ihre Gegner vorgeworfen. Die Rebellen hätten im Zuge einer "Verhaftungswelle" Kritiker willkürlich und mit Waffengewalt festgenommen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch.

Es gebe auch Fälle von Folter und dem "Verschwindenlassen" von Menschen. Die meisten Betroffenen seien Aktivisten, Journalisten und Anhänger der sunnitischen Islamistenpartei Islah.

Für den Bericht hat Amnesty nach eigenen Angaben das Schicksal von 60 Festgenommenen in Taiz, Ibb und Al-Hudaydah überprüft. Der stellvertretende Leiter von Amnesty für den Nahen Osten und Nordafrika, James Lynch, sprach von einer "brutalen und vorsätzlichen Kampagne" der Houthis gegen politische Gegner und andere Kritiker, die schon seit Dezember 2014 andauere.

Friedensgespräche wackeln

Das "Verschwindenlassen" von Gegnern sei ein "abscheuliches Verbrechen", das durch nichts zu rechtfertigen sei, erklärte Lynch. Manche Gefangene seien von den Houthis bis zu 17 Monate lang festgehalten worden, ohne einem Staatsanwalt oder Richter vorgeführt zu werden.

Die schiitischen Houthi-Rebellen hatten Anfang 2015 die Hauptstadt Sanaa und andere Städte erobert und den sunnitischen Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi zur Flucht gezwungen. Seit März 2015 greift eine Militärkoalition unter Führung Saudi-Arabiens die vom Iran unterstützten Rebellen aus der Luft an, um Hadi die Rückkehr an die Macht zu ermöglichen. In dem Konflikt wurden nach UNO-Angaben bereits mehr als 6.400 Menschen getötet.

Im April wurden in Kuwait von der UNO vermittelte Friedensgespräche aufgenommen. Vergangene Woche einigten sich die Konfliktparteien auf einen Gefangenenaustausch: Bis Anfang Juni sollen jeweils die Hälfte der gefangenen Kämpfer freigelassen werden. Die Einigung steht jedoch wieder infrage, nachdem die Regierungsdelegation ihre Teilnahme an den Gesprächen am Dienstag ausgesetzt hatte.

(APA/dpa)

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