Trump zielt im Wahlkampf auf Schlammschlacht mit Clinton

Eine vergilbte Zeitung mit Fotos der beiden Widersacher.
Eine vergilbte Zeitung mit Fotos der beiden Widersacher.REUTERS
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Trump deutet Verbrechen und Verschwörungen rund um die Affären Bill Clintons an. Demonstrationen von Trump-Gegner eskalierten am Dienstag.

Ungefähr zwei Monate dauert es noch, bevor Hillary Clinton und Donald Trump offizielle Kandidaten ihrer Parteien für den US-Präsidentschaftswahlkampf sein können. Doch der Wahlkampf ist schon längst nicht nur in vollem Gang - er hat auch bereits kaum für mögliche gehaltene Tiefen erreicht.

Trump, der Populist, kramt in der Vergangenheit der Clintons, natürlich geht es um Sex und Gewalt, er deutet sogar Verbrechen und Verschwörungstheorien an. Sollte es doch einmal ernst werden, wendet er seit Monaten die gleiche Taktik an: Zurückrudern. "Ich bringe das Thema nicht auf, ich sage nur, es gibt Leute, die bringen es auf", sagt Trump. Er verschweigt, dass diese "Leute" die Redaktion des Revolverblattes "National Enquirer" ist, deren Geschichten nicht vertrauenswürdig sind. Die Wirkungstreffer in seiner Wählerzielgruppe sind dann längst gesetzt.

"Sollte irgendjemand Zweifel daran haben, wie schmutzig der Wahlkampf in den nächsten Wochen werden wird - Donald Trump hat sie zerstreut", schreibt das Fachmagazin "Politico". "Very fishy", "ziemlich schlüpfrig" nennt der Immobilienmogul aus New York etwa den Selbstmord von Vince Foster, einen ehemaligen Berater von Präsident Bill Clinton im Weißen Haus. Der Jugendfreund Clintons hatte sich 1993 mit einer Pistole in den Mund geschossen, fünf unterschiedliche Untersuchungen bestätigten die Suizid-Annahme. Verschwörungstheorien hielten sich, vor allem gespeist durch das konservative "Arkansas Projekt". In dem Südstaat war Bill Clinton einst Gouverneur.

Trump setzt Affären Bill Clintons

Trump veröffentlichte einen Werbespot in dem die Stimmen zweier Frauen zu hören sind - beide behaupten, von Bill Clinton sexuell belästigt worden zu sein. Beide Fälle liegen Jahrzehnte zurück, zumindest in einem Fall gab es kein juristisches Vorgehen gegen Clinton. Trump verstieg sich sogar zu der These, Hillary Clinton habe die Seitensprünge ihres Mannes erst ermöglicht - also eine Mittäterin. "Widerlich", nennt Trump das und gibt sich kaum Mühe, seine Scheinheiligkeit zu verbergen, wenn er sich auf die Seite der Frauen - immerhin 53 Prozent der Wählerschaft, wenn es am 8. November an die Urnen geht.

Clinton weiß, dass die Affären ihres Mannes in den 1990er Jahren wohl eher nicht die Chancen ihrer Kandidatur schmälern. Aber Trump zerrt sie mit diesem Mittel in eine Schmutzkampagne. Und die frühere Außenministerin zeigt, dass sie zurückschlagen kann. Prompt veröffentlichte sie ein Video, das die Folgen der Finanzkrise zeigt: Arbeitslosigkeit, Armut, Hoffnungslosigkeit. Das Ganze ist unterlegt mit einem Tonbandmitschnitt Donald Trumps. Der sagt, dass Leute wie er von der Finanzkrise profitierten, weil sie billig investieren könnten. "Gewinnt Donald Trump, verlierst Du!", endet der Werbespot.

Noch rauere Töne erwartet

Die Griffe unter die Gürtellinie sind offenbar erst der Anfang in einem Wahljahr 2016, das den US-Bürgern ohnehin schon Kopfzerbrechen bereitet. "Das amerikanische Volk will einen Fighter", sagte Trumps Wahlkampfmanager Corey Lewandowski dem Sender CBS. Trump werde "härter zur Sache gehen, als sie es gewohnt waren", sagte er mit Blick auf die Clintons.

Trump wäre nicht Trump, hätte er Clinton nicht längst das Wort im Munde umgedreht. Er sei halt ein Geschäftsmann und habe in schrumpfenden Märkten eine Menge Geld verdient. Amerika gehe es schlecht, weil Politiker genau dies nicht draufhätten. "Sie haben einfach keine Ahnung!", wetterte der bald 70 Jahre alte Immobilienmogul.

Gewalttätige Proteste bei Wahlfeier

Doch bei vielen Amerikanern stoßen die Untergriffigkeiten des Republikaners auf Kritik - und einige animieren sie zur Gewalt. So haben am Dienstag Gegner Trumps bei einer Wahlkampfveranstaltung in Albuquerque im Bundesstaat New Mexico Steine und Flaschen auf die Polizei geworfen. Die Protestierenden versuchten laut Polizei, das Tagungszentrum der Republikaner zu stürmen. Die Polizei setzte Pfefferspray und Rauchbomben ein, um die Menge auseinanderzutreiben.

Trump trat in Albuquerque vor rund 4000 Menschen auf und wurde dabei häufig von Protestrufen unterbrochen. In New Mexico leben überdurchschnittlich viele Gegner Trumps: Er hatte angeregt, an der Grenze nach Mexiko eine Mauer hochzuziehen, mexikanische Einwanderer hatte er als Vergewaltiger und Drogenhändler verdächtigt. Ferner schlug er vor, rund elf Millionen illegale Einwanderer, die keine offiziellen Aufenthaltstitel haben, des Landes zu verweisen.

Bei Vorwahlen im Bundesstaat Washington kam Trump, der einzige übrig gebliebene Bewerber im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur, nach Informationen der Fernsehsender NBC und CNN nach Auszählung von zwei Dritteln der Stimmen auf einen Stimmenanteil von rund 76 Prozent. Es ist davon auszugehen, dass Trump bei weiteren Vorwahlen am 7. Juni die Marke von 1237 Delegiertenstimmen für seine Nominierung problemlos überspringt. Die Nominierung soll im Juli in Cleveland im Bundesstaat Ohio über die Bühne gehen.

(APA/AFP/dpa)

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