Der ukrainische Präsident Poroschenko soll den Austausch der Nationalheldin im Gegenzug für die Freilassung zweier russischer Soldaten erwirkt haben.
Mit einem Gefangenenenaustausch hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko die Freilassung der in Russland inhaftierten Kampfpilotin Nadja Sawtschenko erreicht. Sie sei an Bord eines Flugzeugs, das von Russland nach Kiew zurückkehre, sagte die mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch.
Die 25-jährige Kampfpilotin war im März von einem russischen Gericht zu 22 Jahren Haft verurteilt worden. Ihr wird Beihilfe zum Mord an zwei russischen Journalisten während des Konflikts mit prorussischen Separatisten in der Ostukraine vorgeworfen. Die Pilotin weist dies zurück. Die Beziehungen zwischen Russland und der benachbarten Ex-Sowjetrepublik Ukraine werden von dem blutigen Konflikt schwer belastet.
Die junge Frau, die in russischer Haft immer wieder mit Hungerstreiks auf sich aufmerksam gemacht hatte, war in ihrer Heimat 2014 in Abwesenheit ins Parlament gewählt worden. Auch die EU hatte ihre Freilassung gefordert.
Zeichen an EU vor Entscheid über Russland-Sanktionen
Zuvor war Poroschenko nach Russland geflogen, um die mit Präsident Wladimir Putin abgesprochene Vereinbarung umzusetzen. An Bord der Maschine waren zwei russische Soldaten, die in der Ukraine zu Haftstrafen verurteilt worden waren. Diese seien begnadigt worden. Die Übergabe sollte im südrussischen Rostow am Don erfolgen. Poroschenko wollte sich am Mittag mit einer Stellungnahme an die Öffentlichkeit wenden.
Die Freilassung ist nicht nur ein Gewinn für den wenig beliebten Präsidenten Poroschenko sondern auch ein großer diplomatischer Erfolg für die Ukraine, wo Sawtschenko als Nationalheldin und Symbol des Widerstands gegen Russland gefeiert wird. Zugleich ist der Austausch ein Zeichen der Entspannung in den Beziehungen zwischen Moskau und Kiew. Russland sendet damit außerdem ein Zeichen an Brüssel: In nur wenigen Wochen wird die EU über die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland entscheiden.
Steinmeier hofft auf Stärkung des Minsk-Prozesses
Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier setzt nun auf einer Annäherung beider Länder. "Ich hoffe und wünsche mir, dass der heute erfolgte Austausch einen Beitrag zur Vertrauensbildung zwischen der Ukraine und Russland leistet und damit auch dem Minsk-Prozess positive Impulse verleihen kann", sagte Steinmeier am Mittwoch in Berlin.
Die Freilassung sei eine gute Nachricht, "für die wir lange gearbeitet haben und auf die wir dennoch lange warten mussten". Er wünsche Sawtschenko eine rasche Besserung ihres Gesundheitszustandes. "Unsere Gedanken sind bei Ihr und Ihrer Familie."
(APA/Reuters)