Putin bei Tsipras: "Kooperation ist von strategischer Bedeutung"

(c) Bloomberg (Yorgos Karahalis)
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Der russische Präsident ist auf Besuch in Griechenland. Nach dem Treffen sagte Premier Tsipras, er zögere nicht, seine Beziehungen auch im Osten Europas weiter auszubauen.

Russland und Griechenland setzen trotz zahlreicher Schwierigkeiten ihre Kooperation fort und wollen sie weiter ausbauen. Dies teilten am Freitag der russische Präsident Wladimir Putin und der griechische Regierungschef Alexis Tsipras nach einem Treffen in Athen mit. Am Samstag will Putin die Hochburg der christlichen Orthodoxie, die Mönchsrepublik Berg Athos in Nordgriechenland, besuchen.

Putin sagte, Russland habe die Pläne für den Bau einer Gaspipeline über das Schwarze Meer nach Griechenland und weiter nach Italien nicht aufgegeben. Der Bau einer solchen Leitung durch die Türkei war wegen russisch-türkischer Streitigkeiten gescheitert. Russland warte nach den Worten Putins nach dem Abschuss eines russischen Flugzeuges durch die türkische Luftabwehr auf Erklärungen. "Diese haben wir noch nicht bekommen (aus Ankara)", sagte Putin.

Der Staatschef deutete Gesprächsbereitschaft mit der Türkei an. "Wir wollen auch die Beziehungen wieder aufnehmen", sagte Putin der Agentur Interfax zufolge. "Es waren nicht wir, die sie zerstört haben." Das Verhältnis zwischen Moskau und Ankara ist zerrüttet, seit das türkische Militär im November ein russisches Kampfflugzeug im Grenzgebiet zu Syrien abgeschossen hat.

Warnung an Rumänien und Polen

Rumänien und Polen warnte Putin, "ins Fadenkreuz" seines Landes zu geraten. Er kritisierte, dass in beiden Ländern ein US-Raketenschutzschirm aktiviert wird, durch den sich Russland bedroht sehe. Sein Land werde dadurch gezwungen, zu seiner Sicherheit bestimmte Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Welche das sein sollen, sagte Putin nicht. Er betonte, dass die Regierung in Moskau lediglich auf Schritte der USA reagieren werde. "Wir werden nichts tun, bis wir Raketen in Gebieten sehen, die an unsere grenzen."

Die USA nahmen in diesem Monat den 800 Millionen Dollar teuren Schutzschirm auf der rumänischen Militärbasis Deveselu in Betrieb. Ein anderer Teil der Vorkehrung befindet sich in Polen. An ihm wird noch gearbeitet. Nach Darstellung der USA dient der Schirm dem Schutz vor möglichen Angriffen aus dem Iran und richtet sich nicht gegen Russland.

Zum Thema der Sanktionen des Westens gegen Russland wegen des Ukraine-Konflikts, meinte Putin, dass - sobald sie aufgehoben seien - werde Moskau entsprechende Schritte machen. Die Annexion der Halbinsel Krim von der Ukraine sei ein für alle Male beendet, sagte Putin. Er äußerte sich in Athen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem griechischen Ministerpräsidenten Tsipras. Dieser nannte die Sanktionen des Westens nicht hilfreich. "Die Lösung besteht im Dialog." Zuvor hatten die führenden sieben Industrienationen (G-7) das aus ihrem Kreis ausgeschlossene Russland mit neuen Sanktionen gedroht, wenn es sich nicht an einer Lösung des Konflikts in der Ostukraine beteilige.

Interesse am Kauf von Staatsunternehmen

Russische Firmen hätten Interesse am Kauf griechischer Staatsunternehmen, erklärte Putin weiters. Er nannte griechische Eisenbahnen und den Hafen von Thessaloniki. Nach seinen Worten wollen viele Russen nach Griechenland reisen: "Eine Million Russen werden heuer (in Griechenland) erwartet", sagte Putin. Das pleitebedrohte Griechenland hat sich gegenüber seinen Geldgebern, EU, EZB und IWF zu Privatisierungen verpflichtet.

Beide Staaten verbindet der gemeinsame christlich-orthodoxe Glauben. Am Samstag wird der Kreml-Chef zur Autonomen Mönchsrepublik Berg Athos pilgern. Sie gilt als Hochburg des orthodoxen Christentums. An den Feierlichkeiten auf dem Berg Athos wird auch der russische Patriarch Kyrill I. (Kirill) teilnehmen. Damit setze Putin seine Politik fort, die Religion für seine Innenpolitik einzusetzen, hieß es aus Diplomatenkreisen in Athen.

Auch Tsipras hoffe, aus Putins Besuch innenpolitisch Gewinn zu ziehen, indem er sich nach Osten öffne, hieß es. Die engen Kontakte mit Putin und Russland stehen im Kontrast zu den von der EU verhängten Sanktionen wegen der Annexion der Krim.

"Unsere Kooperation ist von strategischer Bedeutung für Griechenland", sagte der Links-Politiker Tsipras. Griechenland habe zwar tiefe Wurzeln in Europa, im Westen und der NATO, es zögere aber nicht, seine Beziehungen auch im Osten Europas auszubauen, fügte er hinzu.

(APA/dpa/Reuters)

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