Chefverhandler der syrischen Opposition gibt auf

Resigniert: Oppositions-Chefverhandler Alloush
Resigniert: Oppositions-Chefverhandler Alloush(c) REUTERS (DENIS BALIBOUSE)
  • Drucken

Mohammed Alloush beschuldigt das "starrköpfige Regime" in Damaskus, aber auch die "unfähige" Staatengemeinschaft.

Die Bemühungen um eine Beendigung des Blutvergießen in Syrien haben am Sonntag einen schweren Rückschlag erlitten: Mohammed Alloush, Chefunterhändler der Regierungsgegner, trat von dem Posten zurück, weil er die Genfer Friedensgespräche als gescheitert betrachtet. Schuld seien das Regime des syrischen Machthabers Bashar al-Assad und die internationale Gemeinschaft, schrieb Alloush via Twitter.

Die bisher drei Verhandlungsrunden in Genf seien "ohne Erfolg" gewesen. Das "starrköpfige" Assad-Regime bombardiere weiter die Bevölkerung und lasse keine humanitäre Hilfe in die belagerten Städte. Die Staatengemeinschaft sei "unfähig", ihre Resolutionen umzusetzen, insbesondere was die humanitäre Lage betreffe, die Aufhebung der Belagerungen, Hilfslieferungen, die Freilassung von Gefangenen und die Einhaltung der Waffenruhe.

Alloush gehört zu salafistischer Gruppe

Alloush gehört der salafistisch inspirierten Gruppierung Jaish al Islam (Brigaden der Armee des Islam) an. Dabei handelt es sich um eine von etwa hundert Rebellengruppen, die Ende Februar der von den USA und Russland vermittelten Waffenruhe zwischen den syrischen Konfliktparteien zugestimmt hatten. Jaish al Islam ist eine der einflussreichsten Bewegungen in Syrien, was Alloush auch in Genf Gewicht verlieh.

Die Feuerpause, von der nur die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und islamistische Gruppen wie die Al-Nusra-Front ausgenommen sind, wurde in den vergangenen Wochen häufig nicht mehr eingehalten. Erbitterte Kämpfe gibt es um Aleppo und vor Damaskus. Auch angesichts der fortdauernden Bombardierungen "gefährden die endlosen Verhandlungen das Schicksal des syrischen Volkes", erklärte Alloush. "Ich verkünde also meinen Rückzug aus der Delegation und die Aufgabe meiner Mission."

Vorerst keine neue Gesprächsrunde geplant

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura hatte vor drei Tagen dem UN-Sicherheitsrat erklärt, er plane keine neue Gesprächsrunde in den kommenden zwei bis drei Wochen. Experten hatten schon befürchtet, dass die Rebellen nicht an den Verhandlungstisch zurückkehren könnten, so lange die Waffen nicht wirklich schweigen und so lange die Menschen in den belagerten Städten keine Hilfe bekommen.

Alloush wertete seinen Schritt als Protest gegen die Staatengemeinschaft, "und ich hoffe, sie nimmt das Blut der Syrer ernst, das wegen des Regimes und dessen Verbündeten vergossen wird", schrieb er mit Blick auf den Iran und Russland, die Assad unterstützen. Neben der fortdauernden Gewalt hat auch der Streit über die Zukunft des Machthabers echte Fortschritte in Genf verhindert. Für die Rebellen kann der Präsident in einer Übergangsregierung keine Rolle mehr spielen, Damaskus sieht das anders.

Dem syrischen Bürgerkrieg sind seit dem Beginn vor mehr als fünf Jahren schon 280.000 Menschen zum Opfer gefallen, Millionen Menschen wurden zu Flüchtlingen.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Viele Städte sind von Belagerungstruppen in Syrien eingeschlossen.
Außenpolitik

Die eingeschlossenen syrischen Städte

Fast 600.000 Syrer leben derzeit unter Belagerung. Um Hilfslieferungen wird gefeilscht, sie sind Teil der Verhandlungen.
Ein Hilfskonvoi der Roten Halbmondes erreicht Daraja.
Außenpolitik

Nach jahrelangem Hungern erreicht Hilfe belagerte syrische Stadt

Ein Hilfskonvoi brachte Essen und Medikamente. Damaskus hat humanitäre Hilfe für 19 belagerte Städte erlaubt. Die UNO zweifelt aber an der Zusage.
SYRIA-CONFLICT
Außenpolitik

„Flucht aus Syrien ist wie ein ständiger Blutverlust“

Der Franziskanerpater Ibrahim Alsabagh berichtet vom täglichen Überlebenskampf in Aleppo.
Bashar al-Assad sieht sich fest im Sattel an der Spitze Syriens.
Außenpolitik

Assad will ganz Syrien befreien und droht Erdogan

"Wir haben keine Wahl, außer den Sieg", ruft der syrische Präsident dem Parlament zu. Im Nachbarland Türkei herrsche ein "faschistisches Regime".
Armee in Raqqa
Außenpolitik

Syrische Armee stieß erstmals seit 2014 in "IS-Provinz" Raqqa vor

Der "Islamische Staat" (IS) gerät angesichts mehrerer gegen ihn gerichteter Offensiven zusehends in Bedrängnis.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.