Boateng als Nachbar? Gauland "natürlich kein Rassist"

Die deutschen Fußball-Fans sind sich einig: Sie wollen Jerome Boateng als Nachbarn, AfD-Vizechef Gauland hat da seine Zweifel.
Die deutschen Fußball-Fans sind sich einig: Sie wollen Jerome Boateng als Nachbarn, AfD-Vizechef Gauland hat da seine Zweifel.(c) APA/AFP/dpa/ANDREAS GEBERT (ANDREAS GEBERT)
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Der AfD-Vizechef zeigt Verstängnis gegenüber Ressentiments, sieht sich aber missverstanden. Ein Regierungssprecher bezeichnet seine Aussagen als "niederträchtig".

Der stellvertretende Chef der deutschen AfD, Alexander Gauland, fühlt sich wegen seiner Äußerungen über die "Nachbarn" des Fußball-Nationalspielers Jerome Boateng zu Unrecht an den Pranger gestellt. An seinem Verständnis für Menschen mit fremdenfeindlichen Ressentiments hält Gauland aber fest.

"Ich bin natürlich kein Rassist", sagte Gauland am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage, ob denn Menschen, die Vorbehalte gegen Nachbarn mit ausländischen Wurzeln haben, Rassisten seien, sagte er: "So weit würde ich nicht gehen."

Die Globalisierung und die deutsche Wiedervereinigung hätten für viele Menschen große Veränderungen mit sich gebracht. Deshalb reagierten einige jetzt mit einer "geradezu instinktiven Abwehr" auf Fremde in ihrer Umgebung.

"Sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn"

Gauland hatte in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" über den Weltmeister gesagt: "Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben." Damit löst der 75-jährige Vize-Chef der rechtspopulistischen Partei einen Sturm der Empörung aus. Der dunkelhäutige Bayern-Profi wurde 1988 in Berlin geboren, sein Vater ist Ghanaer, seine Mutter Deutsche.

Gauland sagte, er sei kein Fußballfan. Er habe den Nationalverteidiger gar nicht gekannt und erst nach dem Interview erfahren, dass Boateng gebürtiger Deutscher sei. Von daher sei dieses Beispiel in einer Diskussion über Zuwanderung nicht gut gewählt gewesen. Gegen die Überschrift des "FAS-"Artikels ("Gauland beleidigt Boateng") wolle er juristisch vorgehen, "denn ich habe Herrn Boateng überhaupt nicht bewertet oder abgewertet".

Regierungssprecher: "Niederträchtiger Satz"

Ein Sprecher der deutschen Bundesregierung hat die Äußerung des AfD-Vizechefs Gauland scharf verurteilt. "Der Satz, der da gefallen ist, ist ein niederträchtiger und ein trauriger Satz", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin auf die Frage eines Journalisten.

Seibert sagte: "Jerome Boateng hat es selbst auf den Punkt gebracht, als er gesagt hat: Traurig, dass so etwas heute noch vorkommt." Die Fußballnationalmannschaft habe "wunderbar" reagiert mit einem Video unter dem Titel "Wir sind Vielfalt."

(APA/dpa)

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