Rom will angesichts der steigenden Zahl illegaler Einwanderer aus Nordafrika, Flüchtlinge bereits auf dem Meer registrieren.
Rom/Washington. Flüchtlinge könnten bald auf schwimmenden Hotspots mitten im Mittelmeer registriert werden. Rom will angesichts der steigenden Zahl illegaler Einwanderer aus Nordafrika entsprechende Pläne schnell umsetzen: Ein Kriegsschiff – die Rede ist vom San Giusto – könnte zu so einem Flüchtling-Registrierungszentrum im Meer umfunktioniert werden, heißt es.
Brüssel sei grundsätzlich einverstanden. Offen seien noch einige technische Fragen, die Rom jetzt klären wolle.
Auf dem Schiff könnten bis zu 2000 Flüchtlinge in einem ersten Schritt identifiziert und gesundheitlich untersucht werden, bevor sie an das Festland gebracht werden. Die zügige Registrierung auf dem Meer soll auch eine schnellere Abschiebung jener Menschen ermöglichen, die kein Anrecht auf Schutz oder Asyl haben. Zudem soll der schwimmende Hotspot die vier Registrierungszentren in Süditalien entlasten: Diese seien „am Rand ihrer Kapazitäten“ angelangt.
Nur 2500 Syrer in den USA
Tatsächlich treibt die beginnende Sommersaison die Flucht über das Mittelmeer stark an: Allein in der vergangenen Woche sind im Schnitt 2000 Menschen täglich an Italiens Küsten gestrandet. Mehr als 800 Flüchtlinge sind in den letzten sieben Tagen im Meer ertrunken, meldet die UNO. Rom betont, dass sich die Anzahl der Flüchtlinge im Vergleich zum Vorjahr kaum erhöht hat (um vier Prozent).
Trotz großzügiger Ankündigung zeigt die US-Regierung indes wenig Bereitschaft, Europa in der Flüchtlingskrise zu entlasten: In den letzten acht Monaten seien nur 2500 Syrer aufgenommen worden, berichtet die „New York Times“. Washington hat sich verpflichtet, bis Oktober 10.000 Menschen aus dem Bürgerkriegsland zu integrieren. (basta./ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.06.2016)