Bei dem Attentat vom Sonntag handelte es sich um das schlimmste "mass shooting" der US-Geschichte.
49 Tote, 53 Verletzte: Die Bluttat im Homosexuellen-Klub "Pulse" in Orlando in den frühen Morgenstunden des Sonntags sind das folgenschwerste Verbrechen eines einzelnen Täters, das es in den USA bisher gegeben hat.
Was genau ist in dem Homosexuellen-Klub passiert, warum sind so viele Menschen gestorben?
Man muss sich das "Pulse" anders als den Konzertsaal "Bataclan", einen der Pariser Anschlagsorte vom 13. November 2015, nicht als Halle mit einer Bühne vorstellen, sondern als recht verzweigtes Gebäude mit vielen Räumen. Der Täter nahm dort Geiseln. Ob die Polizei früher hätte stürmen können, muss noch geklärt werden. Auch viele Stunden nach der Tat lief noch die Bergung weiterer Opfer. Es muss ein entsetzliches Chaos gewesen sein.
War der Täter ein Islamist?
Das weiß man vorerst nicht mit Sicherheit. Der Todesschütze Omar M. soll sich bei der Polizei im Zusammenhang mit den Schüssen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt haben. Der IS reklamiert die Tat offenbar für sich. Vater und Ex-Frau beschreiben M. als nicht sehr religiös, aber psychisch labil und gewalttätig. Das FBI habe ihn zwei Mal - 2013 und 2014 - wegen möglicher Verbindungen zum IS auf dem Radar gehabt, sagte ein Vertreter des Bundeskriminalamts vor Journalisten. Der Mann habe aber nicht unter Beobachtung gestanden.
Wie kam M. an die Waffen?
Es heißt, er habe sie wenige Tage vor der Tat völlig legal erworben. Das ist deswegen bemerkenswert, weil M. in den vergangenen Jahren eben zweimal in Berührung mit dem FBI gekommen war. Der Erwerb eines Sturmgewehrs, wie es der Täter benutzte, war früher verboten, ist es aber nicht mehr. M.s Arbeitgeber, der Sicherheitsdienstleister G4S, sagt: Das Tragen einer Waffe gehörte bei seinem Angestellten zum Alltag.
Warum wurde ausgerechnet der Club "Pulse" das Ziel?
Auch das ist noch nicht klar. M. fuhr immerhin 170 Kilometer weit mit einem Mietwagen zu seinem Ziel. Was ihn ausgerechnet dorthin trieb, ist vorerst offen. Der Vater von M. sieht als mögliches Motiv weniger religöse Beweggründe als vielmehr eine starke Antipathie seines Sohnes gegen Homosexuelle. Omar sei einmal extrem ärgerlich geworden, als sich zwei Männer in der Öffentlichkeit geküsst hätten. "Sie tun das, und mein Sohn sieht zu", habe er gesagt.
Wie beeinflusst die Tat den US-Wahlkampf?
Als noch überhaupt nicht klar war, was eigentlich genau passiert ist, setzte der Republikaner Donald Trump bereits die ersten Tweets ab, stellte einen islamistischen Zusammenhang her. Um diese Äußerungen entspann sich ein heftiger Streit auf Twitter. Unabhängig davon reagierten auch seine demokratischen Rivalen Hillary Clinton und Bernie Sanders sowie viel politische Prominenz. Später forderte Trump Obamas Rücktritt und Clintons Wahlkampfausstieg, weil beide sich geweigert hätten, die Wörter "radikaler Islam" zu benutzen.
(APA/DPA)