Das Militär hat die letzten Terrorzellen ausgehoben. Seit Beginn der Offensive im Mai sind Tausende Flüchtlinge auf Verbindungen zum IS überprüft worden.
Nach rund einer Woche ist es nun so weit: Die irakischen Streitkräfte haben die gesamte Stadt Falluja von der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zurückerobert. Das teilte ein Armeesprecher am Sonntag mit. Damit hat das Militär alle Terrornester des IS, die nach der Rückeroberung Mitte Juni noch vorhanden waren, ausgemerzt. Die Streitkräfte hatten Ende Mai mit der Luftunterstützung der US-geführten Militärallianz eine Offensive zur Rückeroberung der 50 Kilometer westlich von Bagdad gelegenen Stadt gestartet.
Das Misstrauen gegenüber der Bevölkerung der einstigen Hochburg der Jihadisten im Irak ist groß: Seit Beginn der Offensive hat das Militär rund 20.000 Flüchtlinge aus der Stadt auf Verbindungen zum IS überprüft. 2195 Verdächtige seien festgenommen, weitere 11.605 Menschen seien freigelassen worden, erklärte die Armee am Samstag.
Bei weiteren rund 7000 Burschen und Männern laufe die Überprüfung noch. Zeugen werfen den Regierungstruppen vor, männliche Flüchtlinge über Tage festzuhalten und zu misshandeln. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte die Regierung kürzlich aufgefordert, Misshandlungen von Zivilisten durch die Armee zu unterbinden. Es gibt Zeugenaussagen, wonach Polizisten und regierungstreue Kräfte mindestens 17 aus dem Ort Sijr nordöstlich von Falluja geflüchtete Menschen getötet haben.
"Menschen sollen nicht zweimal leiden müssen"
Auch der UNO-Sicherheitsrat hat die Konfliktparteien daher zum Schutz der Flüchtlinge aus dem umkämpften Falluja ermahnt. Die 15 Mitgliedsstaaten forderten "alle beteiligten Parteien auf, ihre Verpflichtungen aus dem humanitären Völkerrecht zu respektieren", sagte der amtierende Ratspräsident, Frankreichs UNO-Botschafter Francois Delattre. Der irakischen Regierung obliege es dabei sicherzustellen, dass es "keine Übergriffe und keine Repressionen gegen Zivilisten durch paramilitärische Gruppen" gebe.
Seit Beginn der Armee-Offensive zur Rückeroberung der von der Miliz Islamischer Staat (IS) kontrollierten Stadt Falluja vor rund einem Monat sind zehntausende Menschen geflohen. Viele von ihnen hausen in prekären Verhältnissen unter sengender Sonne. "Die Menschen, die vor den Kämpfen aus Falluja und der Umgebung fliehen, sollen nicht zwei Mal leiden müssen", sagte UNO-Botschafter Delattre. Die Lage der Flüchtlinge sei besorgniserregend.
(APA/AFP)