Hongkongs Schwarzer Block gegen Peking

Archivbild.
Archivbild.(c) REUTERS (BOBBY YIP)
  • Drucken

Radikale fordern Abspaltung der Metropole von China. Sie setzen auf Gewalt, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen.

Wien/Hongkong. Wenn Chinas Staats- und Parteichef, Xi Jinping, am Freitag den 95. Gründungstag der Kommunistischen Partei Chinas feiert, ist der Blick der Festgäste wohl halb auf das Sorgenkind Hongkong gerichtet: Am Abend werden hier voraussichtlich 100.000 Menschen anlässlich der Übergabe der einstigen britischen Kronkolonie an die Volksrepublik vor 19 Jahren aufmarschieren. Heuer ist die Lage besonders brenzlig.

Lokalpatriotische Gruppen haben Proteste vor dem Pekinger Verbindungsbüro angekündigt. Die Demonstration sei „ein Schwarzer Block gegen die chinesische Invasion“, hieß es auf Facebook. Die Anhänger sollten schwarz vermummt kommen. Die sogenannten Localists sind enttäuscht von den bisher fruchtlosen Autonomiebemühungen ihrer Kollegen. Sie setzen auf Gewalt, um ihren Forderungen Gehör zu verschaffen – von mehr Unabhängigkeit der Sonderverwaltungszone von Peking bis hin zu einer Abspaltung vom Festland. Die Traditionsdemonstration durch die Millionenmetropole tun sie als „bedeutungsloses Ritual“ ab.

Prominente Unterstützung

Dabei wird Lam Wing-Kee den Protest anführen. Er ist einer von fünf monatelang verschwundenen Buchhändlern, die Ende 2015 nach China verschleppt worden waren. Er hatte verbotene Bücher an Festlandchinesen verkauft. Bei seiner Rückkehr vor ein paar Wochen packte Lam im Fernsehen aus: Er sei von China gekidnappt, verhört und zu einem öffentlichen Geständnis gezwungen worden. Die Vorwürfe zeigen, wie weit die Fühler Pekings reichen. Bereits dreißig Jahre vor Auslaufen des Prinzips „Ein Land, zwei Systeme“ sehen einige Hongkonger die darin verankerten Prinzipien wie Presse- und Meinungsfreiheit sowie die relativ autonome Selbstverwaltung untergraben. (maka)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.