General Akin Öztürk soll den engeren Zirkel der Aufständischen geleitet haben. Er wurde nun verhaftet.
Rund 3000 aufständische Soldaten sollen bis Samstagabend verhaftet und mehr als 100 getötet worden sein, berichtete der türkische Premierminister, Binali Yildirim, auch die meisten der rund 1500 Verletzten sind Mitglieder der Streitkräfte. Der angesehene Journalist Murat Yetkin schrieb in der „Hürriyet“, die Putschisten seien vor allem aus der Luftwaffe, Gendarmerie und einigen Panzereinheiten gekommen.
Einige Rekruten berichten, ihre Vorgesetzten hätten sie unter dem Vorwand, es handle sich um eine Übung, in den Einsatz bringen lassen. Wer aber den missglückten Staatsstreich organisatorisch ganz oben orchestriert hatte, war vorerst nicht eindeutig sicher. Türkische Medien und russische Militärkreise nennen meist drei Namen: Akin Öztürk, Ex-Chef der Luftwaffe, Generalleutnant Metin Iyidil, Befehlshaber des Ausbildungskommandos der Armee, und General Memduh Hakbilen, Stabschef des Ägäis-Kommandos.
Vor allem auf Öztürk (64), der am Samstag verhaftet wurde, richtet sich die Aufmerksamkeit. Er begann 1973 als Kampfpilot in der Luftwaffe, führte Staffeln und Geschwader, war Militärattaché in Israel und führte letztlich von Sommer 2013 bis 2015 die türkische Luftwaffe – eine der größten in der Nato. Der pensionierte General, der weiter im Obersten Militärrat saß, soll Präsident Erdoğan ablehnend gegenüberstehen und seit Langem mit Putschplänen gespielt haben. Bekannt ist, dass die Luftwaffe, auch aufgrund ihrer elitären Tradition, eher antiislamistisch eingestellt ist und die AKP-Regierung nicht recht leiden kann. Öztürk nun, so heißt es, könnte „zu gute“ Kontakte mit dem in den USA lebenden Oppositionellen, Prediger und Erdoğan-Feind Fethullah Gülen gepflegt haben.
Hakbilen ist ebenfalls in Haft, so auch der Oberbefehlshaber der Zweiten Armee, Adem Huduti. Was mit jenen acht Militärangehörigen passieren wird, die mit einem Hubschrauber nach Griechenland geflogen und dort offenbar politisches Asyl beantragt haben, bleibt vorerst offen. Ankara hat die sofortige Auslieferung verlangt und eigenen Angaben zufolge auch eine Zusage von Athen erhalten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2016)