Michael Bloomberg, der Trump-Quäler

Michael Bloomberg
Michael BloombergReuters
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Die möglicherweise wirksamste Rede des dritten Tages der demokratischen Parteikonferenz in Philadelphia hielt der frühere Bürgermeister von New York.

Zweifellos: Barack Obamas vermutlich letzte große Ansprache als Präsident war meisterhaft, und sein Vizepräsident Joe Biden traf jenen Ton, der bei den heiß umkämpften Wählern aus der weißen Mittelschicht ankommt. Doch die aus Sicht von Hillary Clinton möglicherweise wirksamste Rede des dritten Tages der demokratischen Parteikonferenz in Philadelphia hielt Michael Bloomberg, der frühere Bürgermeister von New York. Bloomberg, der seinen gleichnamigen Finanznachrichtendienst zu einem Milliardenunternehmen aufgebaut hatte, traf Clintons republikanischen Gegner Donald Trump an den drei dünnsten Stellen seiner ohnehin nicht sehr dicken Haut.

Erstens nahm er Trumps selbstbehauptete Wirtschaftskompetenz aufs Korn. "Ich habe ein Unternehmen aufgebaut, und ich habe nicht mit einem Millionen-Dollar-Scheck von meinem Vater angefangen", sagte Bloomberg. "Während seiner Laufbahn hat Trump eine gut dokumentierte Spur hinterlassen an Insolvenzen, tausenden Rechtsprozessen, zornigen Aktionären, Vertragspartnern, die sich betrogen fühlen, und desillusionierten Kunden, die sich ausgenommen vorkommen. Trump sagt, er wolle das Land so wie seine Geschäfte führen: Gott steh' uns bei!"

Zweitens untergrub er Trumps Behauptung, mit protektionistischen Maßnahmen Arbeitsplätze in die USA zurückholen zu wollen. "Ich bin New Yorker, und wir New Yorker erkennen einen Schwindel, wenn wir ihn sehen. Trump sagt, er wolle Produzenten bestrafen, die nach Mexiko oder China abwandern, aber die Kleidung, die er verkauft, wird in Übersee in Billiglohnfabriken hergestellt. Er sagt, er wolle den Amerikanern wieder Arbeit bringen, aber er trickst das US-Visasystem so aus, damit er ausländische Saisonarbeiter zu niedrigen Löhnen anstellen kann. Er sagt, dass er elf Millionen Menschen ohne Aufenthaltspapiere abschieben will, aber er scheint kein Problem zu haben, sie anzustellen."

Drittens präsentierte Bloomberg anderen parteiunabhängigen Wählern, die Clinton misstrauen und in Trump möglicherweise einen erfrischenden Systemkritiker sehen, ein schlüssiges Argument, dieses Mal das Kreuz bei der demokratischen Kandidatin zu machen. "Ich habe keinen Zweifel daran, dass Hillary Clinton die richtige Wahl im November ist. Darum bitte ich Sie heute, als Unabhängiger, mir zu folgen - nicht aus Parteigehorsam, sondern aus Liebe zu unserem Land. Wir müssen uns rund um die Kandidatin scharen, die einen gefährlichen Demagogen besiegen kann." Trump, warnte, Bloomberg, sei eine "riskante, rücksichtslose und radikale Wahl. Und wir können es uns nicht leisten, diese Wahl zu treffen." Diese Worte aus dem Mund eines in der Geschäftswelt und der Politik erfolgreichen, unabhängigen Milliardärs werden Trump fortan während der restlichen vier Monate des Wahlkampfes verfolgen. Bezeichnenderweise fiel ihm, der sonst so rasch und ungehemmt via Twitter über seine Kritiker herzieht, nichts dazu ein.

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