China: Es brodelt weiter in den Uiguren-Gebieten

(c) AP (Michael Sohn)
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Zwei Monate nach den blutigen Unruhen fordern die Bewohner in Urumqi mehr Sicherheit.

PEKING (lie). In Urumqi geht die Angst um. Bewohner der Hauptstadt der westchinesischen Provinz Xinjiang sollen mit Injektionsnadeln gestochen worden sein. 15 Angreifer seien festgenommen worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur „Xinhua“. Es sei bisher aber niemand durch Nadelstiche infiziert oder vergiftet worden.

Seit Mitte der Woche demonstrierten deshalb hunderte, womöglich tausende Menschen in verschiedenen Stadtteilen. Sie fordern die Polizei auf, sie vor den Übergriffen zu schützen. Die Stimmung ist angespannt.

Was hinter dem Gerücht über die Nadelangriffe steckt, ist unklar. Han-Chinesen verdächtigen Uiguren, hinter den angeblichen Attacken zu stehen, um die Region zu destabilisieren. Die Polizei berichtete, Angehörige von neun verschiedenen Volksgruppen der Region – nicht nur Han-Chinesen und Uiguren – hätten Angriffe mit Spritzen gemeldet.

Gerüchte über Attacken mit infizierten Injektionsnadeln tauchen in China immer wieder auf. In der Regel erweisen sich die Meldungen als unwahr. Doch in Xinjiang ist die Sorge groß, dass die neuen Proteste der Beginn neuer Gewalttaten sein könnten.

Vorwürfe gegen Exil-Uigurin

Vor zwei Monaten waren politische und ethnische Konflikte zwischen der alteingesessenen uigurischen Bevölkerung und Han-Chinesen in Gewalt umgeschlagen. Am 5. Juli hatten Uiguren ein Blutbad an Han-Chinesen verübt, in den Tagen darauf rächten sich Han-Chinesen. 197 Menschen kamen ums Leben, rund 1700 wurden verletzt. Um die Situation in den Griff zu bekommen, hatten zehntausende Polizisten Urumqi besetzt.

Die Regierung macht Terroristen und Separatisten für die Unruhen verantwortlich. Sie beschuldigt die im US-Exil lebende Uigurin Rebiya Kadeer, die Unruhen angefacht zu haben. Kadeer hat jede Verantwortung zurückgewiesen und China zu Gesprächen aufgefordert; Peking lehnt das ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2009)

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