World-Vision-Chef in Gaza soll Hamas unterstützt haben

Jugendliche in einem paramilitärischen Trainingscamp der Hamas
Jugendliche in einem paramilitärischen Trainingscamp der HamasAPA/AFP/MOHAMMED ABED
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Israel hat den Chef der christlichen Hilfsorganisation im Gazastreifen wegen Terrorfinanzierung angeklagt. Die Justiz wirft ihm vor, Gelder in Millionenhöhe für die radikal-islamische Hamas abgezweigt zu haben.

Es sind schwere Vorwürfe, die Israel gegen den palästinensischen Chef der Hilfsorganisation World Vision im Gazastreifen erhebt: Mohammed Halabi habe über Jahre Spendengelder an die radikal-islamische Hamas weitergegeben. Am Donnerstag haben die israelischen Sicherheitsbehörden den Mann unter anderem wegen Terrorfinanzierung angeklagt.

Der Inlandsgeheimdienst Shin Bet wirft Halabi vor, seit seinem Amtsantritt 2010 jedes Jahr 6,5 Millionen Euro aus dem Budget der weltweit größten christlichen Hilfsorganisation veruntreut zu haben, um damit die Hamas und ihren bewaffneten Kampf zu unterstützen. Das entspricht 60 Prozent des jährlichen Gesamthaushalts von World Vision im Gazastreifen.

Halabi soll laut den Ermittlern ein Doppelleben geführt haben. Demzufolge wurde er 2004 von der Hamas rekrutiert, um World Vision zu infiltrieren. Seit 2005 arbeitete er für das Hilfswerk, fünf Jahre später rückte er an die Spitze von World Vision im Gazastreifen auf.

"Die meisten von World Visions Ressourcen im Gazastreifen - Hilfsgelder aus westlichen Staaten wie die USA, England und Australien - wurden an die Hamas transferiert, um ihren terroristischen Zweig zu stärken", heißt es in einem Statement.

Die abgezweigten Gelder sollen unter anderem für Gehälter, den Bau von Tunneln und einer Militärbasis verwendet worden sein. Laut "Guardian" wurden noch unter der Herrschaft von Mohamed Morsi in Ägypten auch Waffen für die Hamas im Sinai gekauft.

Hilfsorganisation weist Vorwürfe zurück

Nach Angaben von Shin Bet wusste die Leitung des Hilfswerks, das weltweit etwa 46.000 Angestellte beschäftigt, nichts von den Machenschaften Halabis. Die Hilfsorganisation wies die Vorwürfe vor wenigen Tagen in einer Erklärung zurück und teilte mit, sie stehe zu ihrem Mitarbeiter, der eine weithin respektierte Person und zuverlässiger Kollege sei.

Laut Shin Bet hat der vor sechs Wochen verhaftete Halabi im Verhör zugegeben, Mitglied der Hamas zu sein und den Auftrag erhalten zu haben, World Vision zu infiltrieren. Er soll auch seinen Vater belastet haben, der für das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA arbeitet.

Die Vorwürfe konnten von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Sollten sie sich als wahr erweisen, wäre das ein großer Erfolg für Israel, das seit langem den Verdacht äußert, dass die Hamas die im Gazastreifen operierenden Institutionen infiltriert hat.

(APA/AFP/red. )

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