Italien will US-Einsatz in Libyen unterstützen

Kampf gegen den IS bei Sirte
Kampf gegen den IS bei Sirte(c) REUTERS (GORAN TOMASEVIC)
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Die Regierung in Rom wird den USA notfalls Basen in Italien für die Operationen gegen den IS in der libyschen Stadt Sirte zur Verfügung stellen. Doch die Opposition warnt davor, dass Italien zum Terrorziel werden könnte.

Rom. Die Abgeordnetenkammer in Rom hat am Donnerstag einer möglichen Unterstützung des Blitzschlags der USA gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) in Libyen zugestimmt. Danach könnten die Amerikaner den italienischen Stützpunkt Sigonella auf Sizilien und auch den italienischen Luftraum für ihre Aktion in Sirte nutzen. Sigonella ist etwa 500 Kilometer von der libyschen Küste entfernt. Die USA hatten am Montag auf Bitten der international anerkannten Einheitsregierung in Tripolis mit Luftschlägen gegen den IS in Sirte begonnen. Die Angriffe sollen etwa 30 Tage dauern.

Eine offizielle Anfrage für die Nutzung vonseiten der USA gebe es allerdings noch nicht, sagte Domenico Rossi, Staatssekretär für Verteidigung, am Donnerstag.

Mit der libyschen Einheitsregierung verbündete Kämpfer rückten unterdessen mit US-Luftunterstützung weiter gegen die IS-Hochburg Sirte vor. Die Kampfflugzeuge griffen Stellungen und Fahrzeuge der Jihadisten an, teilte ein Sprecher der libyschen Milizen am Donnerstag mit.

Die italienische Regierung begrüßt die Operationen der Amerikaner. Sie seien eine starke Botschaft nicht nur gegen den Terrorismus, so Außenminister Paolo Gentiloni. Die Stabilisierung Libyens sei wichtig, weil 90 Prozent der Migranten und Flüchtlinge über Libyen und die lange Mittelmeerküste dort nach Italien kämen.

Die Entscheidung, den USA die Nutzung des Stützpunktes und des Luftraumes erlauben zu wollen, befeuert in Italien allerdings die Diskussion um die Sicherheit im Land. „Das ist keine sehr intelligente Idee“, sagte Luigi Di Maio, Vizepräsident der Abgeordnetenkammer und Mitglied der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung am Donnerstag nach der Entscheidung. „Wenn das Risiko eines Terroranschlags bereits akut war, wächst es durch diese Erlaubnis noch weiter. Die Nutzung der Basen zu erlauben heißt, das italienische Volk nicht zu schützen“, so Di Maio. Die Gegner der Entscheidung fürchten, dass Italien nun erst recht ins Visier von Terroristen gerät. Der IS hat schon oft in Propagandavideos die italienische Hauptstadt als mögliches Ziel von Attacken genannt.

In Rom herrscht während des Heiligen Jahres ohnehin eine hohe Sicherheitsstufe. Botschaften, öffentliche Gebäude, aber auch die Eingänge zu U-Bahn-Stationen werden vom Militär gesichert. Auch die Polizei ist in diesen Monaten omnipräsent. Nun wurde das Level noch einmal erhöht. Die Stadt rüstet auf, heißt es in den Nachrichten. Polizei und Carabinieri patrouillieren durch die Stadt.

Vor allem an den beliebten Touristenzielen, wo sich naturgemäß vor allem jetzt in den Sommermonaten viele Menschen aufhalten. „Rom ist einfach schwer zu sichern“, sagt Cristian Salimbene. Der 32-Jährige ist seit vier Jahren Polizist in Rom und steht an diesem Donnerstag in einer Traube von Touristen vor dem Kolosseum. Die Zahl der Polizisten habe sich in den vergangenen Tagen und Wochen zwar nicht erhöht, sagt er. Er vermutet aber verstärkte verdeckte Ermittlungen. „Wir müssen einfach sehr aufmerksam sein. Und wir sind auf Hinweise angewiesen, wenn jemand etwas Verdächtiges beobachtet“, sagt Salimbene.

„Mehr Angst vor Dieben“

Sabine Pischke (51) und ihre Tochter Lisa (21) versuchen, keine Angst zu haben, wie sie selbst sagen. Die beiden Frauen sind an diesem Donnerstag in Rom angekommen und bleiben bis Sonntag. Das Militär, das das Bild der Stadt prägt, die Soldaten mit Maschinenpistolen, das schrecke sie ab, sagt Sabine Pischke. „Aber dass hier viel Polizei ist, ist irgendwie beruhigend.“ Trotz all der Anschläge der vergangenen Wochen müsse man sich immer klarmachen, dass es doch wahrscheinlicher ist, im Straßenverkehr umzukommen. „Und ganz ehrlich? Ich habe hier in Rom mehr Angst vor Taschendieben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2016)

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