Donald Trump und die "nukleare Option" der Republikaner

Kann sich nur mehr an den Kopf greifen: Top-Republikaner Paul Ryan
Kann sich nur mehr an den Kopf greifen: Top-Republikaner Paul RyanAPA/AFP/GETTY IMAGES/MARK WILSON
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Bei den Republikanern wächst der Unmut über ihren Kandidaten. Nachdem er ranghohen Kongressmitgliedern öffentlich die Unterstützung verweigerte, ist sogar seine Absetzung nicht mehr tabu.

Sie wird die "nukleare Option" genannt: Jenes Szenario, in dem die Republikaner quasi in letzter Minute ihren Präsidentschaftskandidaten für die Wahl Anfang November noch austauschen, und das, obwohl Donald Trump soeben erst vom republikanischen Parteikonvent gekürt worden ist.

Doch in der Partei regt sich immer mehr Unmut über Trump. Das Fass zum Überlaufen gebracht haben nicht seine jüngsten Ausfälle gegen die Eltern eines im Einsatz getöteten Soldaten - sondern seine öffentliche Weigerung, zwei führende Kongress-Mitglieder und Schwergewichte der Partei bei den ebenfalls anstehenden Kongresswahlen zu unterstützen: Es geht um Paul Ryan, den "Speaker" des Repräsentantenhauses, und um Senator John McCain, 2008 selbst Präsidentschaftskandidat seiner Partei.

Das war dann sogar Mike Pence, Trumps eigenem Kandidaten für den Posten des Vizepräsidenten, zu viel, der sich erstmals von seinem "Chef" distanziert und sich im Sender Fox News ausdrücklich hinter Parlamentschef Ryan stellte.

Trump: "Warum setzen wir Atomwaffen nicht ein?"

Führende Republikaner warnten Trump eindringlich davor, mit seinen unkontrollierten Auftritten jede Chance auf einen Sieg bei der Wahl im November zu verspielen. Die Zahl republikanischer Politiker, die sich offiziell von ihrem Spitzenkandidaten lossagten, wächst und wächst, und wie der "Spiegel" berichtete, wird mittlerweile in der Partei sogar über eine "Intervention" als letztes Mittel nachgedacht - also ein Absetzen des Kandidaten. Das könnte das "Republican National Comittee" tatsächlich tun, es ist berechtigt, "Vakanzen aufgrund von Tod, Ablehnung oder anderen Umständen zu füllen." Ausgerechnet Ryan gilt selbst in einem solchen Fall als möglicher Ersatzkandidat.

Stichwort "nukleare Option": Für Beunruhigung weit über die Republikanische Partei hinaus sorgen Trumps jüngst kolportierte Äußerungen zum Einsatz von Atomwaffen. Laut dem US-Sender MSNBC habe Trump bei einem Gespräch mit außenpolitischen Beratern mehrmals gefragt: "Wenn wir Atomwaffen haben, warum setzen wir sie nicht ein?" Dies wurde von Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort allerdings vehement bestritten.

Parteichef ist "außerordentlich empört"

Allen voran setzte sich Parteichef Reince Priebus vom Kandidaten Trump ab: Er ließ erklären, er sei "außerordentlich empört" über Trumps beispielloses Verhalten gegenüber Ryan. In Washington wird Trumps Vorgehen als Retourkutsche gewertet, weil sich Ryan wiederholt kritisch über Trump geäußert hatte.

Zur Verärgerung der Partei hatten in den vergangenen Tagen auch Trumps Angriffe auf die muslimischen Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten beigetragen, mit denen der Kandidat nach Ansicht vieler Republikaner die Regeln des Anstands verletzt hatte. Eine ganze Reihe als unglücklich empfundener Auftritte ließ bei der Parteiführung zudem die Hoffnung schwinden, Trump könnte nun nach seiner offiziellen Nominierung als Kandidat in eine Art Parteidisziplin eingebunden werden.

Clinton zieht in den Umfragen davon

Der einflussreiche Republikaner Newt Gingrich appellierte eindringlich an den Kandidaten, sein Auftreten zu ändern. "Er hat noch nicht den Übergang zum potenziellen Präsidenten der Vereinigten Staaten geschafft", sagte Gingrich am Mittwoch im Sender Fox Business Network. "Seine Äußerungen der vergangenen Woche lassen nichts Gutes für seine Kampagne ahnen. "Gingrich warf Trump vor, mit fahrlässigen Provokationen die Wähler der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zuzutreiben: "Trump hilft ihr, die Wahl zu gewinnen, weil er noch inakzeptabler ist als sie."

Trump selbst zeigte sich von den innerparteilichen Turbulenzen unbeeindruckt. Seine Wahlkampagne für das Präsidentenamt sei "noch nie so geeint" gewesen wie jetzt, sagte er in Florida.

In einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Senders Fox News konnte Clinton ihren Vorsprung vor Trump auf zehn Prozentpunkte ausbauen. Die Erhebung sah Clinton bei 49 Prozent und Trump bei 39 Prozent.

(Red./APA/AFP)

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