Dutzende Tote bei Anschlag auf pakistanische Klinik

(c) APA/AFP/BANARAS KHAN (BANARAS KHAN)
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Der Sprengsatz explodierte während einer Trauerfeier für einen bekannten Juristen. Ein Selbstmordattentäter hatte acht Kilogramm Sprengstoff gezündet.

Bei einem Bombenanschlag vor einer Klinik in der südwestpakistanischen Stadt Quetta sind mehr als 60 Menschen getötet worden. Das ging am Montagnachmittag (Ortszeit) aus den Angaben des Gesundheitsministers der Provinz, Rahmat Saleh Baloch, sowie aus Zählungen der drei größten Krankenhäuser der Stadt hervor.

Demnach wurden allein in der betroffenen Klinik 46 Tote registriert, zwei andere Kliniken meldeten 18 beziehungsweise zwei Tote. Weitere Todesopfer könnten in andere Spitäler gebracht worden sein, hieß es. In anderen Berichten war von mindestens 70 Toten die Rede.

Um die 200 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. Allein im Militärkrankenhaus sprachen Ärzte von rund 120 Patienten. Rund die Hälfte sei schwer verletzt. Die Zahl der Toten könne noch steigen. Zu der Tat bekannte sich eine pakistanische Taliban-Gruppe.

Wie groß die Zerstörungskraft der Bombe war, veranschaulichten Aufnahmen pakistanischer Fernsehsender. Ärzte und Patienten waren zu sehen, wie sie in Panik aus den raucherfüllten Gängen des Krankenhauses flohen.

Nach Angaben der Polizei hatte der Selbstmordattentäter etwa acht Kilogramm Sprengstoff zur Explosion gebracht. Laut Gesundheitsminister Baloch wurden sein Kopf und seine Füße auf einem Dach gefunden.

Anwälte waren vor Klinik versammelt

Der Sprecher der Talibangruppe Jamaat-ur-Ahrar, Ehsanullah Ehsan, erklärte in einem E-Mail an verschiedene Medienhäuser, die Gruppe habe den Anschlag verübt. "Heute Morgen haben wir zuerst einen Angriff auf den Chef der Anwälte-Vereinigung verübt, um ihn zur Hölle zu schicken. Später, als Anwälte (vor der Klinik) protestierten, haben wir einen Selbstmordattentäter geschickt, der mehrere Anwälte und Regierungsbeamte getötet hat", hieß es in der Stellungnahme. Die Angriffe gingen weiter, bis Pakistan ein Staat unter islamischer Scharia-Gesetzgebung sei.

Der Anschlag traf vor allem vor der Klinik versammelte Anwälte. Sie waren dort zu einer Trauerfeier zusammengekommen, nachdem der Chef der Rechtsanwälte-Vereinigung der Provinz erschossen worden war.

Präsident Mamnoon Hussain verurteilte den Anschlag scharf. Die Provinzregierung setzte eine dreitägige Trauerzeit an.

Unsichere Provinz

Baluchistan gilt als eine der unsichersten Provinzen Pakistans. Eine Vielzahl von militanten Gruppen ist dort aktiv. Dazu zählen sunnitische Extremistengruppen, die regelmäßig Schiiten angreifen, aber auch Taliban-Gruppen, die vor allem den Staat ins Visier nehmen. Separatisten wollen die Abspaltung der Provinz von Pakistan erreichen oder mehr politische und finanzielle Autonomie.

In der Provinzhauptstadt Quetta gab es zuletzt immer mehr Gewalttaten und Anschläge. Dies wird auf militante Separatisten, Konflikte zwischen Volksgruppen und Kriminelle zurückgeführt. Quetta war auch lange eine Basis für die radikalislamischen Taliban aus dem Nachbarland Afghanistan. Ihre Anführer trafen sich regelmäßig in der Stadt.

Der letzte große Anschlag im Land liegt mehr als vier Monate zurück. Ende März hatte ein Selbstmordattentäter der Talibangruppe Jamaat ul-Ahrar in einem Park der südostpakistanischen Stadt Lahore mehr als 70 Menschen getötet, darunter Dutzende Kinder.

Die Zahl der extremistischen Anschläge ist seit Anfang 2015 stark zurückgegangen. Nach einem blutigen Anschlag pakistanischer Taliban auf eine Armeeschule im Dezember 2014 hatte die Armee ihre Angriffe auf diese Gruppen verschärft. Andere blieben aber unangetastet.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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